Bayer-Aktionäre stoßen sich an Vergütungsbericht
Von Annette Becker, Düsseldorf
Wenn Bayer-Chef Werner Baumann am Freitag vor seine Aktionäre tritt, hat er endlich einmal gute Nachrichten im Gepäck. Die Kritik an der schwachen Kursentwicklung mag zwar für 2021 gelten, doch seit Jahresbeginn hat sich das Blatt gewendet. Bayer stiegen um knapp 40 %, derweil der Dax seit Jahresbeginn mehr als 10 % nachgegeben hat. „Das ist mit Abstand die beste Kursentwicklung aller Werte in Dax und Euro Stoxx50 in diesem Zeitraum“, frohlockt denn auch Baumann in der vorab veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung.
Zugleich hat der Bayer-Chef gute Nachrichten hinsichtlich des Starts in den neuen Turnus parat: „Es zeichnet sich ab, dass wir trotz aller Unsicherheiten in der Welt sehr erfolgreich ins Jahr gestartet sind.“ Insbesondere im Agrargeschäft sei das Marktumfeld spürbar besser als in den vergangenen Jahren. Die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs und der Sanktionen seien dagegen im ersten Quartal noch nicht sichtbar geworden.
Doch wenngleich diese Aussagen Balsam für die geplagte Investorenseele sein mögen, gibt es auch harsche Kritik. Eine Reihe von Gegenanträgen wenden sich gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, kombiniert mit der Aufforderung, im Wege der Einzelentlastung vorzugehen. Von Großaktionär Temasek, der Ende März via Bloomberg die Ablösung von Baumann forderte, ist allerdings nichts zu vernehmen.
Wenngleich die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis für beide Gremien die Entlastung empfehlen, stimmen sie mit der Einschätzung überein, dass Bayer erst 2021 und damit sehr spät mit einem 5-Punkte-Plan auf die Glyphosat-Thematik reagiert habe. Für eine Pflichtverletzung gebe es jedoch keine Anhaltspunkte, daher sei der Vorstand zu entlasten. Janne Werning von Union Investment bescheinigt Bayer sogar gute Fortschritte beim Abarbeiten der Glyphosat-Klagen.
Anders sieht es dagegen bei Tagesordnungspunkt 5 aus, in dem es um die Billigung des Vergütungsberichts geht. Beide Proxy Advisor raten dazu, den Bericht nicht zu billigen. Dabei stoßen sie sich insbesondere daran, dass bei der kurzfristigen variablen Vergütungskomponente Anpassungen vorgenommen wurden, die in Auszahlungen mündeten, die nicht mit der Unternehmensentwicklung korrespondierten. Auch Werning kündigt an, gegen diesen Tagesordnungspunkt zu stimmen.
Daneben stellt sich die Fondsgesellschaft aber auch gegen die Wiederwahl von Paul Achleitner und Norbert Bischofberger in den Aufsichtsrat. Achleitner überschreite die für Union Investment geltende Zugehörigkeitsdauer von 15 Jahren. Bischofberger wird dagegen wegen Ämterhäufung abgelehnt.