Bayer muss weniger, aber immer noch viel zahlen
US-Gericht reduziert Strafschadenersatz gegen Bayer
Berufung angekündigt – Aktie erneut unter Druck – Neue Verteidigungsstrategie
ab Düsseldorf
In einem der laufenden Glyphosat-Prozesse gegen Bayer hat das zuständige Gericht in Jefferson City, Missouri, den verhängten Strafschadenersatz von 1,5 Mrd. auf 611 Mill. Dollar verringert. Die Entscheidung im Rahmen der Nachverhandlung (Post-Trial Motion) war Mitte März ergangen, wurde aber erst jetzt in Breite öffentlich.
Das hatte Folgen für den Aktienkurs, der zu Wochenbeginn in einem freundlichen Gesamtmarkt in der Spitze erneut um 2% nachgab. Schon am Freitag war der Dax-Wert um fast 4% abgesackt. Bis zum Handelsende konnten die Verluste jedoch weitgehend aufgeholt werden.
Bayer geht in Berufung
Wenngleich das Gericht wie im Nachgang zum Urteil des Geschworenengerichts die Höhe des Strafschadenersatzes deutlich reduzierte, fiel die Kürzung um einiges geringer aus als in vergleichbaren Verfahren. Bayer kündigte an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen, und setzt dabei zumindest auf eine weitere Senkung der Zahlung. In der Vergangenheit hatte sich diese Vorgehensweise bewährt.
Zudem verweisen die Leverkusener abermals darauf, dass das umstrittene Pflanzenschutzmittel von zahlreichen Behörden weltweit als nicht krebserregend eingestuft wird. Dagegen bewertete die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO den Wirkstoff 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“.
Mehr gewonnen als verloren
Gleichwohl hat sich zuletzt die Zahl der anhängigen Klagen wieder erhöht – mutmaßlich ausgelöst von den jüngsten Jury-Urteilen, in denen die Kläger milliardenschwere Schadenersatzzahlungen zugesprochen bekamen. Ende Januar waren laut Geschäftsbericht 54.000 Klagen im Zusammenhang mit dem glyphosathaltigen Herbizid aus den Laboren von Monsanto anhängig. Die Rückstellungen für die Glyphosat-Thematik beliefen sich zum Bilanzstichtag auf 6,3 Mrd. Dollar.
Bayer hält sich allerdings zugute, 14 der letzten 20 Verfahren für sich entschieden zu haben. Zudem seien die Schadenersatzzahlungen in den endgültig entschiedenen Prozessen, die zu Ungunsten des Unternehmens endeten, um mehr als 90% reduziert worden.
Um die Rechtsstreitigkeiten zu beseitigen, hat Bayer eine neue Verteidigungsstrategie ersonnen, die auch außerhalb der Gerichtssäle stattfindet. Dazu gehöre „die intensivere Zusammenarbeit mit Akteuren im Bereich der Politik“, hatte Bayer-Chef Bill Anderson in der Bilanzpressekonferenz angekündigt. Ins Detail ging er dabei nicht.