Genehmigtes Kapital

Bayer nimmt kräftigen Schluck aus der Pulle

Bayer will sich einen riesigen Kapitalrahmen besorgen. Die Aktionäre sollen genehmigtes Kapital im Umfang von bis zu 35% des Grundkapitals schaffen. Den Verwendungszweck will Bayer strikt beschränken.

Bayer nimmt kräftigen Schluck aus der Pulle

Bayer greift nach frischem Eigenkapital

Hauptversammlung soll Kapitalrahmen von 35 Prozent schaffen – Kurseinbruch

ab Köln

Bayer will sich in der Hauptversammlung einen üppigen Kapitalrahmen beschaffen. Die Aktionäre sollen in der kommenden Hauptversammlung (HV) einen Kapitalrahmen von knapp 35% des Grundkapitals bewilligen, geht aus der Einladung zum Aktionärstreffen hervor. „Wir befinden uns in einer Situation, in der wir unter Umständen schnell Kapital benötigen“, schreibt Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann in einem Aktionärsbrief. Im jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht hatte Bayer auf eine verschärfte Risikolage hingewiesen.

Die proaktive Maßnahme diene dem Management finanzieller Risiken. Erlöse aus Kapitalmaßnahmen würden ausschließlich genutzt, um „die Bilanz während der Beilegung der Rechtsstreitigkeiten widerstandsfähig zu halten“, so Winkeljohann. Bayer-Chef Bill Anderson hatte zuletzt angekündigt, die Rechtsstreitigkeiten bis Ende 2026 signifikant einzudämmen.

Kein Kapital für M&A

An der Börse sorgte die Nachricht für einen herben Kurseinbruch. In der Spitze gab der Dax-Wert am Freitag um mehr als 10% nach. Die Marktkapitalisierung beläuft sich aktuell auf grob 23 Mrd. Euro. Seit 2018 – damals wurde das Kapital zur Finanzierung der Übernahme von Monsanto letztmals erhöht – besitzt Bayer keinerlei Vorratsbeschlüsse für Kapitalmaßnahmen mehr. Dabei sind Pro-forma-Ermächtigungen bei börsennotierten Unternehmen an der Tagesordnung, wenn auch in bedeutend geringerem Umfang.

Winkeljohann versichert, die Kapitalermächtigung nicht für M&A-Aktivitäten zu nutzen. Zudem wird betont, dass Bayer „aktuell keine spezifischen Pläne“ für eine Kapitalerhöhung verfolge. Die Rechtsstreitigkeiten begleiten Bayer seit der Übernahme von Monsanto. Im Zentrum stehen zwei Themenkomplexe: Glyphosat und PCB. In der HV-Einladung heißt es, dass Bayer „mit Blick auf mögliche zukünftige Vergleichsvereinbarungen mit Klägern in den USA oder anderen Maßnahmen im Zusammenhang mit der weitgehenden Eindämmung von Klageverfahren“ kurzfristig auf frisches Eigenkapital angewiesen sein könnte. Um schnell und flexibel reagieren zu können, bedürfe es eines Vorratsbeschlusses.

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