Währungseffekte vereiteln Jahresziele

Bayer startet mit angezogener Handbremse

Bayer muss die Prognose für den laufenden Turnus anpassen. Dahinter stehen jedoch ausschließlich negative Währungseffekte. Diese wirken sich jedoch auch ungünstig auf die Nettoverschuldung aus.

Bayer startet mit angezogener Handbremse

Währungseffekte verhageln Bayer-Prognose

1.500 Stellen im ersten Quartal abgebaut – Einsparungen von 500 Mill. Euro 2024 – Verhaltener Start ins Jahr

ab Düsseldorf

Bayer ist mit angezogener Handbremse 2024 gestartet. Darauf hatte Konzernchef Bill Anderson jedoch im Vorfeld eingestimmt, so dass die Investoren gnädig reagierten. Allerdings muss Bayer die Jahresziele wegen Währungseffekten kürzen. Das Umbauprogramm soll erste Einsparungen von 500 Mill. Euro bringen.

Bayer hat einen mäßigen Start in den neuen Turnus hingelegt. Der Umsatz verringerte sich im Auftaktquartal um 4,3% auf 13,8 Mrd. Euro, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) gab um 1,3% auf 4,4 Mrd. Euro nach. Grund dafür waren auch negative Währungseffekte, die die Erlöse mit 525 Mill. Euro und das operative Ergebnis mit 200 Mill. Euro belasteten, wie der Vorstand bei der Vorlage des Zwischenberichts erläuterte.

Vor diesem Hintergrund sehen sich die Leverkusener gezwungen, die Ziele für das Gesamtjahr zu korrigieren. Sollten bislang operativ 10,4 Mrd. bis 11 Mrd. Euro verdient werden, stehen nur noch 10,2 Mrd. bis 10,8 Mrd. Euro in der Planung. Zugleich wird das bereinigte Konzernergebnis je Aktie nur noch in einer Spanne von 4,80 bis 5,20 Euro erwartet. Da die Korrektur ausschließlich auf die ungünstige Wechselkursentwicklung zurückzuführen ist, hat die um Währungseinflüsse bereinigte Prognose Bestand.

Bayer-Investoren beruhigt

Das sorgte an der Börse zunächst für Beruhigung, zumal die Ergebniszahlen des ersten Quartals positiv überraschten. Bis zum Handelsende ließen sich die Kursgewinne jedoch nicht durchhalten. Bayer verabschiedete sich mit 29,22 Euro aus dem Handelstag ein Kursverlust um 0,5%.

Die Währungsbelastungen bleiben jedoch nicht auf das Ergebnis beschränkt. Angepasst wird auch die Prognose für die Nettoverschuldung, sind weite Teile der Schulden doch in Dollar denominiert. Zum Jahresende wird nun mit einer Nettoverschuldung von 33 bis 34 Mrd. Euro kalkuliert, das sind 500 Mill. Euro mehr als bislang annonciert. Die hohe Verschuldung bekommt Bayer, die sich mit der Übernahme von Monsanto verhoben hat, inzwischen aber auch im Finanzergebnis zu spüren. Das höhere Zinsniveau führte allein im Berichtsquartal zu einem Anstieg im Zinsaufwand um fast 100 Mill. auf 306 Mill. Euro.

Cashflow verbessert

Umgekehrt hat sich der freie Cashflow weit besser entwickelt als im Vorjahr, auch wenn saisonüblich Mittel abflossen. Die Verbesserung um 1,5 Mrd. Euro auf –2,6 Mrd. Euro ist vorwiegend geringeren Auszahlungen für Rechtsstreitigkeiten geschuldet. Im Gesamtjahr wird unverändert ein freier Mittelzufluss von 2 bis 3 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Zu den Glyphosat-Klagen in den USA, zu deren Beilegung Bayer auch neue Wege beschreiten will, machte der Vorstand keine Detailangaben. Die Zahl der noch anhängigen Glyphosat-Klagen hat sich zum Stichtag 23. April auf 57.000 erhöht. Ende Januar waren es 54.000 Klagen.

Zugleich gibt Bayer bei der Einführung des neuen Organisationsmodells Gas. Allein im ersten Quartal wurden 1.500 Stellen abgebaut. In dem als Dynamic Owned Ownership (DSO) bezeichneten Modell steht der Abbau von Hierarchieebenen und Bürokratie im Fokus. Das kostet gerade im Mittelmanagement viele Jobs.

Von den bis Ende 2026 geplanten Einsparungen von 2 Mrd. Euro sollen im laufenden Turnus bereits nachhaltig 500 Mill. Euro realisiert werden, konkretisierte Anderson. An Restrukturierungsaufwendungen fielen im ersten Quartal 200 Mill. Euro an. Welcher Teil der auf 2 Md. Euro taxierten Einmalkosten im laufenden Turnus verarbeitet wird, lässt sich nach Aussagen von Finanzchef Wolfgang Nickl noch nicht genau sagen. Der Umfang hänge von der Geschwindigkeit der DSO-Einführung ab und werde sich zwischen 1 und 2 Mrd. Euro bewegen.

Consumer Health enttäuscht

Operativ sorgte die kleinste Sparte, Consumer Health, für die größte Enttäuschung. Hier bekam Bayer die verhaltene Konsumnachfrage sowie den Lagerabbau der Händler zu spüren. Cropscience entwickelte sich nach den Angaben besser als der Wettbewerb, doch gaben die Preise für glyphosatbasierte Produkte weiter nach. Einzig in der Pharmadivision gelang eine Ergebnisverbesserung. In den Folgequartalen wird jedoch mit zunehmender Generikakonkurrenz für den Blockbuster Xarelto gerechnet.

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