M&A

Bayer tütet Milliardendeal ein

Gut ein Jahr hat es gedauert, nun ist der Deal perfekt: Bayer verkauft das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln außerhalb der Landwirtschaft für 2,4 Mrd. Euro an den Finanzinvestor Cinven.

Bayer tütet Milliardendeal ein

ab Köln – Für stolze 2,6 Mrd. Dollar verkauft Bayer einen kleinen Teil des Agrarchemiegeschäfts. Auf der Käuferseite für Environmental Science für professionelle Kunden steht das Private Equity Haus Cinven, wie Bayer mitteilte. Der Finanzinvestor hatte hierzulande vor allem mit dem Kauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp und dem Generikahersteller Stada für Aufsehen gesorgt. Der Verkaufspreis liegt mit umgerechnet 2,4 Mrd. Euro über den zuletzt spekulierten 2 Mrd. Euro. Laut Finanzkreisen wird für das Geschäft 2022 mit einem Betriebsergebnis von 200 Mill. Dollar kalkuliert. Damit würde Cinven ein Multiple von 13 zahlen.

Vor gut einem Jahr hatte Bayer das Geschäft mit Lösungen zur professionellen Schädlings-, Unkraut und Krankheitsbekämpfung für den nichtlandwirtschaftlichen Bereich, also in der Forstwirtschaft, auf Rasenflächen oder bei Zierpflanzen auf die Verkaufsliste gesetzt. Damals war der 2019 erzielte Umsatz des Geschäfts mit 600 Mill. Euro angegeben worden. Das dürfte inzwischen mehr geworden sein. Die im jüngsten Geschäftsbericht für die Sparte Environmental Science ausgewiesenen 1,1 Mrd. Euro sind aber zu hoch gegriffen, umfasst der Verkauf doch nur einen Teil dieses Geschäfts.

BofA fungierte in der Transaktion als Finanzberater, Hengeler Mueller leistete Rechtsbeistand. Cinven standen nach den Angaben Clifford Chance (Recht), KPMG (Finanzen), Boston Consulting Group (Strategie), Alvarez & Marsal (operative Entwicklung), ERM (ESG, Regulatorik), Credit Suisse, Opus Corporate Finance, Proventis (M&A) sowie Deloitte (Steuern) zur Seite.

„Durch die Veräußerung können wir uns auf unser landwirtschaftliches Kerngeschäft und die erfolgreiche Umsetzung unserer Wachstumsstrategie konzentrieren“, wird Rodrigo Santos, der seit Jahresbeginn amtierende Chef der Division Cropscience zitiert. „Zugleich haben wir einen sehr attraktiven Kaufpreis erzielt.“ Environmental Science Professional hat seinen Hauptsitz in Cary (North Carolina) und zählt weltweit 800 Beschäftigte. Die registrierten 2 000 Produkte werden weltweit in 100 Ländern vermarktet.

Cinven zeigte sich in einer Stellungnahme vom Wachstumspotenzial des akquirierten Geschäfts überzeugt. „Dieses Wachstum wird Cinven als Eigentümer sowohl organisch als auch über Zukäufe fördern“, wird Cinven-Partner Bruno Schick zitiert. „Wir sind von der Ausrichtung von Cinven und dem Engagement für das langfristige Wachstumspotenzial des Geschäftsbereichs überzeugt“, sagte Santos. Die Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden. Der Verkaufserlös soll die Nettoschulden verringern, heißt es.

Liste vorerst abgearbeitet

Mit dem Verkauf zieht Bayer unter die im Nachgang zur Monsanto-Übernahme ausgearbeitete Verkaufsliste vorerst einen Schlussstrich. Die größte Transaktion war der Verkauf der Tiermedizin, die an den Wettbewerber Elanco ging. Bei dem jetzt verkündeten Spartenverkauf handelt es sich um den zweitgrößten Deal. Der Chemieparkbetreiber Currenta spielte zwar in Summe mehr Geld ein, an ihm war Bayer jedoch nur mit 60 % beteiligt.

Zum Bilanzstichtag 2021 lag die Nettoverschuldung bei gut 33 Mrd. Euro. Dass der Schuldenabbau nicht schneller vonstattengeht, liegt daran, dass Bayer für die Beilegung der Glyphosat-Klagen viel Geld in die Hand nehmen muss. Mit den im Vorjahr noch einmal um 3,5 Mrd. Euro aufgestockten Rückstellungen glauben die Leverkusener „absolut ausreichend vorgesorgt“ zu haben, wie Finanzchef Wolfgang Nickl in der vorigen Woche sagte. 2021 hatte Bayer zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten 4,3 Mrd. Euro ausgezahlt.

Viel hängt von der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in den USA ab. Dort hat Bayer hat gegen ein Glyphosat-Urteil Revision beantragt. Mit einer Entscheidung wird allerdings erst in einigen Monaten gerechnet. Sollte der Supreme Court zugunsten von Bayer entscheiden, könnte ein Teil der Rückstellungen wieder aufgelöst werden.