Der Agrarhandelskonzern Baywa hat eine Kehrtwende bei seiner Sanierung vollzogen. Statt die ebenfalls in Schieflage geratene Tochtergesellschaft für erneuerbare Energien, die Baywa r.e., mehrheitlich an einen Investor zu verkaufen, will das Unternehmen mit neuen Bankkrediten einen zusätzlichen finanziellen Puffer aufbauen, um Baywa r.e. anderweitig nicht mehr voll konsolidieren zu müssen.

Wie beide Unternehmen separat mitteilten, wird der Ende Februar bekannt gegebene mehrheitliche Verkauf der Baywa r.e. an den Schweizer Mitgesellschafter Energy Infrastructure Partners (EIP) aufgegeben. Stattdessen erhält Baywa r.e. 435 Mill. Euro aus Gesellschafterdarlehen, sonstigen Kreditlinien und Bürgschaften.

Die Münchner Muttergesellschaft soll ihren Mehrheitsanteil von 51% an eine Beteiligungsgesellschaft ausgliedern. Dadurch entkonsolidiert Baywa die Baywa r.e. Die Defizite und die Verbindlichkeiten der Problemtochter muss die Baywa AG dann nicht mehr in ihren eigenen Büchern bilanzieren.

Der ursprüngliche Plan sah vor, dass EIP ihre Beteiligung von 49% auf 65% aufstockt in Verbindung mit einer Kapitalerhöhung für Baywa r.e. von 150 Mill. Euro. Im Gegenzug hätte die Baywa AG 350 Mill. Euro Gesellschafterdarlehen abschreiben müssen. Das hätte wiederum dazu geführt, dass die Baywa AG ein negatives Eigenkapital ausgewiesen hätte. In der neuen Lösung soll das Eigenkapital nicht ins Minus rutschen.

Baywa r.e. macht einen großen Teil der Finanzschulden des Mutterkonzerns aus. Die Finanzverbindlichkeiten der Baywa-Gruppe betrugen zuletzt 5,4 Mrd. Euro.

Die alternative Lösung für Baywa r.e. ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Die Baywa AG berichtet von „fortgeschrittenen Gesprächen“. Die Lösungssuche für Baywa r.e. führte dazu, dass der Mutterkonzern die Bekanntgabe seiner Jahreszahlen 2024 bis auf Weiteres verschieben musste. Die Rettung der Baywa sorgte derweil dafür, dass die Kreditgenossen in Bayern einen Gewinneinbruch verzeichneten.