Konsumgüter

Beiersdorf geht in New York einkaufen

Beiersdorf übernimmt die Prestige-Kosmetikmarke Chantecaille. Mit dem gründergeführten Unternehmen aus New York soll die Position im Premium-Hautpflege-Bereich gestärkt werden.

Beiersdorf geht in New York einkaufen

ste Hamburg

Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf will die im Bereich Prestige-Kosmetik tätige US-Gesellschaft Chantecaille Beauté übernehmen. Das gab das Hamburger Dax-Unternehmen am Dienstagabend bekannt. Mit der Akquisition, die nach der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden sowie anderer Vollzugsbedingungen im ersten Quartal 2022 abgeschlossen sein soll, stärkt Beiersdorf das Premium-Hautpflegeangebot, das bislang die margenstärkste Marke La Prairie dominiert. Chantecaille soll als komplementäre Selektivmarke im Konzern separat weitergeführt werden.

Nach der im Mai 2019 verkündeten Übernahme des Coppertone-Geschäfts von Bayer für einen Kaufpreis von 550 Mill. Dollar, die als eine der ersten großen Initiativen im Zusammenhang mit der kurz zuvor vorgestellten Konzernstrategie „Care+“ dazu diente, den weltweit größten Sonnenschutzmarkt USA zu erschließen und die Position als führender Sonnenschutz-Spezialist zu stärken, erwirbt Beiersdorf mit Chantecaille Beauté wieder ein US-Unternehmen. Abhängig von der künftigen Geschäftsentwicklung liege der Unternehmenswert zwischen 590 und 690 Mill. Dollar, so der Nivea-Konzern. Chantecaille erwartet den Angaben zufolge für das Jahr 2021 einen weltweiten Umsatz von 100 Mill. Dollar. Die 1997 von Sylvie Chantecaille gegründete Gesellschaft bietet Hautpflege-, Duft- und Kosmetikprodukte an, die eine hohe Konzentration von natürlichen und pflanzlichen Inhaltsstoffen aufweisen. Als eine weitere wichtige Säule des Unternehmens, das seinen Hauptsitz in New York hat und weltweit vertreten ist, gilt das Engagement für Philanthropie und Umweltschutz.

„Durch die Übernahme von Chantecaille erweitern wir unser Portfolio im Prestige-Kosmetiksegment und stärken unsere Position, insbesondere in den USA, China und Korea“, so der seit Ende April amtierende Beiersdorf-Vorstandschef Vincent Warnery. Dies gehöre zu einer der Prioritäten der Care+-Strategie. Chantecaille-Chefin Sylvie Chantecaille sprach von einer „idealen Wahl“. Man habe sehr sorgfältig nach einem engagierten Partner gesucht, der dabei helfe, die Entwicklung von Chantecaille als führendes Unternehmen für natürliche Schönheit weiter voranzutreiben. Als Finanzberater für Chantecaille war für die Transaktion Jefferies, für die rechtliche Beratung Kirkland & Ellis mandatiert. Für Beiersdorf fungierte Lazard als Finanzberater, Freshfields Bruckhaus lieferte rechtlichen Beistand.

Aktie legt zu

An der Börse legte die Beiersdorf-Aktie am Donnerstag um 2,1% auf 90,54 Euro zu. Das Analysehaus Bernstein Research bekräftigte seine Anlageempfehlung mit „Market-Perform“ bei einem Kursziel von 93 Euro. Der Konzern nutze seine Bargeldreserven für die Übernahme der US-Hautpflegemarke Chantecaille. Analyst Bruno Monteyne begrüßt, dass Beiersdorf die Präsenz in ihrem spannendsten Markt Premium-Hautpflege ausbaue.

„Gemischte Gefühle“

Warburg-Research-Analyst Jörg Philipp Frey sprach von gemischten Gefühlen. Zum einen sei jede Transaktion bei positiven Margen gewinnsteigernd, Beiersdorf setze endlich erstmals seit der Coppertone-Übernahme den großen Liquiditätsvorrat von mehr als 4 Mrd. Euro ein. Der Preis für das Unternehmen sei beim Sechsfachen des Umsatzes nicht unangemessen verglichen mit Indikatoren aus der Branche. Zum anderen sei der erfolgreiche Übergang einer gründergeführten Marke besonders schwierig und Beiersdorf verfüge bei der Integration über keinen nennenswerten Track Record. Dies helfe zu erklären, warum Chantecaille separat neben La Prairie weitergeführt werden soll. Der Analyst rät zum Halten der Beiersdorf-Aktie bei einem Kursziel von 105 Euro.

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