Die USA sind jetzt der größte Markt von Bertelsmann
USA jetzt größter Markt von Bertelsmann
Umsatzanteil steigt im ersten Halbjahr – Deutschland rutscht an zweite Stelle ab
jh München
Bertelsmann hat erstmals seit der Gründung im Jahr 1835 in den USA mehr Geschäft als in Deutschland gemacht. Der Umsatzanteil der Vereinigten Staaten stieg in der ersten Hälfte dieses Jahres auf 28,4%, wie der Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern mit Hauptsitz in Gütersloh bekanntgab. Dagegen ging der Anteil Deutschlands auf 28,2% zurück. Der Konzernerlös betrug knapp 9 (i.V. 9,7) Mrd. Euro.
Ein Rückblick zeigt, wie sich die Gewichte für Bertelsmann verschoben haben: Im ersten Halbjahr 2011 hatte Deutschland noch einen Anteil von gut 36% am Geschäft, die USA erst 13,6%.
„Wir werden dort weiter investieren“
„Der Trend wird sich fortsetzen, dass unser Umsatzanteil in den USA wächst und damit größer wird als in Deutschland", sagte Finanzvorstand Rolf Hellermann der Börsen-Zeitung. „Das liegt vor allem daran, dass wir in den USA ordentlich investiert haben." Der Markt in den Vereinigten Staaten sei für Bertelsmann sehr attraktiv, wegen seiner Größe, aber auch aus fundamentalen Gründen wie der Demografie. „Wir werden dort weiter investieren“, kündigte Hellermann an. "Zum Beispiel schauen wir für weitere Beteiligungen in unserem Wachstumsbereich Bertelsmann Next vor allem in die USA. Stichwort: Digital Health-Markt.“
Hellermann wirft zudem einen kritischen Blick auf den Standort Deutschland: „Wir beobachten an vielen Stellen, dass die Regulatorik mit den Berichtspflichten immer weiter zunimmt – auch wegen der Vorgaben der EU", sagte er. „Ich denke da etwa an die Corporate Sustainability Reporting Directive, an das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und auch an die internationale Mindestbesteuerung.“
Buchgeschäft legt am stärksten zu
Trotz getrübter Wachstumsperspektive bleibt der Heimatmarkt für Bertelsmann wichtig, wie Hellermann bekräftigte: "In Deutschland werden wir weiter investieren, vor allem massiv ins Streaminggeschäft von RTL.“
Amerika hat auch zu der aus Sicht des Vorstands besser als erwarteten Geschäftsentwicklung in den ersten sechs Monaten erheblich beigetragen. „Den größten Umsatzzuwachs haben wir im Buchgeschäft in den USA erzielt“, berichtete der Finanzchef. Das liegt auch an der unterschiedlichen allgemeinen Wirtschaftslage: „In den USA und Teilen der Euro-Zone entwickelt sich die Konjunktur besser als in Deutschland.“
Dass der Konzernumsatz um 7,5% auf 9 Mrd. Euro sank, begründet Bertelsmann mit dem Verkauf des Callcenter-Betreibers Majorel im November des vergangenen Jahres. Bereinigt um diesen Effekt ist der Erlös um 3,7% gestiegen. „Unsere verbliebenen Geschäfte sind in allen Bereichen steil gewachsen", sagte Hellermann. „Wir erwarten, dass sich die recht positive Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr im zweiten fortsetzt.“
Wachstum von mehr als 5 Prozent
Der Vorstand hat deshalb die Prognose für das gesamte Jahr erhöht und erwartet nun einen Anstieg des Umsatzes und Ergebnisses des fortgeführten Geschäfts um mehr als 5%. Bisher hatte er mit einer Zunahme um 2,5 bis 5% gerechnet. Die Umsatzprognose enthält auch Akquisitionen – im Gegensatz zu dem Plus von 3,7% im ersten Halbjahr.
Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) ging um 2% auf 1,25 Mrd. Euro zurück. Wird der Verkauf von Majorel ausgeklammert, ergibt sich ein Anstieg von 14%. Das Konzernergebnis erhöhte sich um 60% auf 416 Mill. Euro.