Bertelsmann will von Krise nichts wissen
ab Düsseldorf – Von Krise kann bei Bertelsmann keine Rede sein. Im Gegenteil: Der Medienkonzern aus Gütersloh hat im ersten Halbjahr operativ ein Rekordergebnis geschrieben, wie mitgeteilt wird. Der Konzernumsatz legte in den ersten sechs Monaten um 6,9 (organisch: 3,8) % auf 9,3 Mrd. Euro zu. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Operating Ebitda) behauptete sich mit 1,4 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau.
Gleichwohl spricht Bertelsmann von einem „Rekordergebnis“, weil 12 Mill. Euro mehr verdient wurden als im Vorjahr. Unter dem Strich ging das Ergebnis gleichwohl um fast zwei Drittel zurück. Vornehmlich lag das an dem hohen Verkaufserlös, den RTL im Vorjahr für SpotX erzielte. Insgesamt gab es bei den Sondereffekten einen Swing um gut 1 Mrd. Euro auf – 103 Mill. Euro.
Für das Gesamtjahr wird Bertelsmann nun etwas zuversichtlicher, zumindest was den Umsatz betrifft. Hier wird neuerdings „mit einem deutlichen bis starken Anstieg“ kalkuliert. Konkret will Vorstandschef Thomas Rabe die Marke von 20 Mrd. Euro überschreiten, wie er Reuters sagte. Das operative Ergebnis soll dagegen auf dem Rekordniveau des Vorjahres gehalten werden – allerdings vor Investitionen in das Streaminggeschäft der RTL Group. Im ersten Halbjahr steckten die Gütersloher 750 Mill. Euro in das Geschäft. Bis 2025 sollen 5 bis 7 Mrd. Euro investiert werden. Im Fokus steht das Streamingangebot RTL+.
Doch auch mit M&A-Deals soll der Konzernumbau vorangetrieben werden. Hier sieht sich Bertelsmann allerdings an verschiedenen Fronten mit Bedenken der Wettbewerbshüter konfrontiert. Entscheidungen zu den beiden großen Transaktionen in Frankreich (Zusammenschluss von M6 mit TF1) und den USA (Simon & Schuster) werden im Herbst erwartet (siehe Interview auf dieser Seite).
Das Geschäft angetrieben haben vor allem die TV-Sendergruppe RTL, der Musikrechteverwalter BMG und die Dienstleistungssparte Arvato. Deutlich schwächere Ergebnisse lieferten dagegen der Buchverlag Penguin Random House, die Drucksparte sowie der Beteiligungsarm Bertelsmann Investments ab. Mit Blick auf die Marge wusste vor allem BMG zu überzeugen, hier landete die Ebitda-Marge im Berichtshalbjahr bei 19,7 %. Margenkönigin mit einer Umsatzrendite bezogen auf das Ebitda von 32 % war die Education Group. Allerdings ist das Geschäftsfeld mit einem Jahresumsatz von knapp 300 Mill. Euro (2021) auch noch sehr klein. Einen deftigen Margenrückgang auf 13,4 (i.V. 18) % musste dagegen der Buchverlag Penguin Random House verkraften. Die gestiegenen Papier- und Energiepreise setzten dagegen der Printing Group zu, die trotz eines zehnprozentigen Umsatzzuwachses nur 15 Mill. Euro (Marge: 2,2 %) verdiente.
Bertelsmann | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 9290 | 8 691 |
Operating Ebitda | 1429 | 1 417 |
Sondereinflüsse | −103 | 927 |
Ebit | 840 | 1 929 |
Konzernergebnis | 492 | 1 368 |
Bertelsmann-Aktionäre | 298 | 1 052 |
Wirtschaftl. Schulden1 | 4 152 | 3 4752 |
1 ) Nettoschulden abzgl. 50% Hybridkapital, zzgl. Pensionsrückstellungen, Genusskapital und Leasingverbindlichkeiten; 2 ) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung |