Beta Technologies sammelt 318 Mill. Dollar ein
US-Flugtaxi-Bauer erhält Finanzspritze
kro Frankfurt
Während das Münchener Flugtaxi-Start-up Lilium nach verwehrter Staatshilfe in die Insolvenz geschlittert ist und nun in Saudi-Arabien um Investorengelder ringt, kann sich US-Rivale Beta Technologies über eine frische Finanzspritze aus Katar freuen. Die Qatar Investment Authority, der Staatsfonds des kleinen arabischen Landes, ist Hauptgeldgeberin bei einer Series-C-Finanzierungsrunde, in der Beta Technologies 318 Mill. Dollar eingesammelt hat. Insgesamt sind dem Start-up damit nach eigenen Angaben bislang mehr als 1 Mrd. Dollar an Wagniskapital zugeflossen.
An der C-Runde haben sich auch Bestandsinvestoren wie Fidelity und TPG Rise Climate beteiligt, hieß es weiter. Zudem habe sich auch der langjährige Beta-Kunde United Therapeutics zum Kreis der Investoren gesellt. United Therapeutics ist ein auf Organtransplantationen spezialisiertes Biotech-Unternehmen, das mit Beta Technologies zusammenarbeitet, um den Transport von Organen, Gewebe und medizinischer Ausrüstung zu verbessern.
Neue Flugzeugkategorie in den USA
Beta Technologies wurde 2017 in Vermont gegründet. Das Start-up hat zwei Modelle im Portfolio: Ein elektrisches Kleinflugzeug für fünf Passagiere plus Pilot, das auf herkömmliche Art – also auf einer Start- und Landebahn – abhebt, und eins, das senkrecht starten und landen kann, also ein eVTOL (electric Vertical Take-Off and Landing aircraft). Das eVTOL ist ebenfalls für fünf Passagiere plus Pilot ausgelegt. Beta arbeitet derzeit an der Zertifizierung beider Typen bei der US-Luftfahrtbehörde FAA.
Die Behörde hatte in der Branche zuletzt für große Euphorie gesorgt, nachdem sie Ende Oktober erstmals nach 80 Jahren eine neue Flugzeugkategorie einführte. Die sogenannten „Powered Lifts“ umfassen verschiedene, elektrisch angetriebene Fluggeräte wie Flugtaxis oder Frachtdrohnen und setzen Regeln für die Pilotenausbildung sowie für den Flugbetrieb an sich. Bei der letzten, im Jahr 1940 von der FAA eingeführten Kategorie, handelte es sich um Hubschrauber.
Keine staatliche Hilfe für deutsche Player
An der Kommerzialisierung von eVTOLs arbeiten weltweit hunderte Unternehmen. Neben Lilium, die sich hierzulande vergeblich um eine staatliche Bürgschaft durch den Bund über 50 Mill. Euro bemüht hatte und deren Aktien ab dem 6. November vorerst nicht mehr gehandelt werden können, ist das in Deutschland noch Volocopter. Das Unternehmen aus Bruchsal war in diesem Jahr ebenfalls zeitweise in Finanzierungsschwierigkeiten geraten und hatte sich seinerseits – ebenfalls vergeblich – um Kreditbürgschaften durch die Landesregierungen von Baden-Württemberg und Bayern sowie durch den Bund bemüht. Ende April hatte Volocopter vor einer Insolvenz gewarnt, später aber frisches Geld durch Altaktionäre erhalten. Den Angaben zufolge sollen die Mittel bis über die Zertifizierung des Zweisitzer-Flugtaxis von Volocopter hinaus reichen.
In den USA gehören die beiden kalifornischen Firmen Joby Aviation und Archer Aviation zu den bekanntesten Flugtaxi-Firmen. Sie sind beide seit 2021 an der Börse notiert, wo deren Aktienkurse in den vergangenen Jahren allerdings – mit Schwankungen – Federn lassen mussten. Joby hatte zuletzt jedoch Schlagzeilen gemacht, nachdem das Unternehmen von seinem langjährigen Geldgeber Toyota ein üppiges Investment von 500 Mill. Dollar erhalten hatte. Vor wenigen Tagen hatte Joby zudem angekündigt, eigene Aktien im Volumen von bis zu 200 Mill. Dollar verkaufen zu wollen. Mit dem Geld soll der kommerzielle Start finanziert werden, der bereits für das nächste Jahr angepeilt wird.