Finanzinvestoren

Bewertungs­druck auf Private Equity

Jahrelang sind Börsenwert und verwaltete Vermögen der Finanzinvestoren scheinbar unaufhaltsam gestiegen. Jetzt erwarten Spitzenmanager wie Scott Kleinman von Apollo eine Korrektur der Bewertungen.

Bewertungs­druck auf Private Equity

cru Frankfurt

In den vergangenen 20 Jahren ist die Marktkapitalisierung börsennotierter Finanzinvestoren ebenso stetig gestiegen, wie die Anzahl gelisteter Private-Equity-Unternehmen zugenommen hat. Ihre Gesamtmarktkapitalisierung belief sich gemessen am Branchenindex LPX 50 des Züricher Researchhauses LPX per Ende Mai 2022 auf 332,2 Mrd. Euro.

Investments abseits der Börsen sind in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus von Investoren gerückt. Das von börsennotierten Private-Equity-Fondsmanagern verwaltete Gesamtvermögen stieg laut LPX im Zeitraum von 2010 bis Ende 2021 von 290 Mrd. Euro auf über 2 Bill. Euro stark an.

Der Wert börsennotierter Private-Equity-Unternehmen hat sich laut LPX-50-Index in den vergangenen Jahren stark entwickelt – mit 64% Zuwachs in den vergangenen zwei Jahren, 68% über drei Jahre und 82% über fünf Jahre – und übertraf damit den EuroStoxx50, der in zwei Jahren 30%, in drei Jahren 23% und in den vergangenen fünf Jahren 20% erzielt hat. In den vergangenen zwölf Monaten gehörten zu den Top-Performern im LPX-50-Index die Finanzinvestoren Ares, Blackstone, Oakley und Hg Capital mit einem Kursplus von 33%, 32%, 18% bzw.17%. Die Zahlen beziehen sich jeweils auf Ende Mai 2022.

Warnung auf „Superreturn“

Doch die endlose Erfolgssträhne scheint sich dem Ende entgegenzuneigen. Auf der Private-Equity-Branchenkonferenz „Superreturn“ in Berlin sprachen Spitzenmanager wie Apollo-President Scott Kleinman jetzt über eine bevorstehende Bewertungskrise wegen der inflationierten Preise von Unternehmensbeteiligungen. „Sie haben gesehen, dass der S&P um 20%, der Nasdaq um 30% und einige Tech-Unternehmen um 50%, 70% und mehr gefallen sind“, sagte Kleinman. „Das bedeutet nicht, dass es sich um schlechte Unternehmen handelt, es bedeutet nur, dass der Ausgangspunkt für die Bewertungen nicht sehr sinnvoll war.“

Private Equity gehörte in den letzten zehn Jahren zu den größten Gewinnern im Finanzbereich, da Investoren auf der Suche nach Rendite Hunderte Milliarden Dollar in diese Anlageklasse investierten. Der Kapitalzufluss in Verbindung mit der leicht verfügbaren Hebelwirkung durch Fremdkapital führte zu einem regelrechten Kaufrausch und trieb die Preise für Vermögenswerte auf Rekordhöhen. Angesichts steigender Zinssätze und der zunehmenden Wahrscheinlichkeit einer Rezession werden die hohen Preise, die bisher für Vermögenswerte gezahlt wurden, nicht zu halten sein.

„Ich denke, dass die Bewertungen abseits der Börsen sinken werden“, sagte Kleinman. „Die Private-Equity-Branche muss Kapital an die Investoren zurückgeben. Die vorherrschenden Marktpreise beim Verkauf von Unternehmen werden bestimmen, wie die Verteilung aussieht.“

Exit künftig erschwert

Die schwächere Konjunktur werde es Private-Equity-Firmen in nächster Zeit auch erschweren, ihre Vermögenswerte zu verkaufen oder an der Börse zu notieren, da Investoren ihre Preisvorstellungen anpassen, erklärte Nikos Stathopoulos, Partner, Chairman of Europe und Mitglied des Management Committee bei BC Partners. „Jeder ist in einer Art Abwartehaltung, um zu sehen, welche Auswirkungen dies haben wird, vor allem auf die Bewertungen“, fügte Stathopoulos in einem Bloomberg-TV-Interview hinzu. „Wie bei allem müssen die Bewertungserwartungen von Käufern und Verkäufern angepasst werden, und irgendwann müssen sie sich angleichen, und das braucht manchmal Zeit.“ BC Partners halte dennoch weiter nach Investitionen in Bereichen wie Gesundheit und Telekommunikation Ausschau, die seiner Ansicht nach besser vor Verbrauchertrends geschützt sind.

Eine Korrektur aufgrund der sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten bietet einigen Anlegern in der Privatkapitalbranche neue Möglichkeiten. „Viele dieser Rücksetzer sind unglaublich gesund und bieten eine Menge Möglichkeiten“, sagte Gabriel Caillaux von General Atlantic.

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