Unerbetene Übernahmeofferten

Bieterwettstreit um Telekomkonzern KPN

Um den niederländischen Telekomkonzern KPN – früherer Besitzer des Mobilfunkanbieters E-Plus – könnte ein Bieterwettstreit entbrennen, bei dem das Unternehmen mit bis zu 18 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet würde. Sollte die Übernahme durch...

Bieterwettstreit um Telekomkonzern KPN

Um den niederländischen Telekomkonzern KPN – früherer Besitzer des Mobilfunkanbieters E-Plus – könnte ein Bieterwettstreit entbrennen, bei dem das Unternehmen mit bis zu 18 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet würde. Sollte die Übernahme durch einen Finanzinvestor gelingen, wäre es einer der größten Private-Equity-Deals aller Zeiten in Europa und die größte Transaktion dieser Art seit der Übernahme der Thyssenkrupp-Aufzüge durch Advent Anfang 2020 für 17 Mrd. Euro.

Der Verwaltungsrat von KPN hat zwei unerbetene Übernahmeofferten von KKR und einem Konsortium aus EQT und Stonepeak vorerst ganz offiziell abgelehnt – und führt nach eigenen Angaben auch keinerlei Verhandlungen mit den Bietern. Hauptaktionär des Unternehmens ist der mexikanische Milliardär Carlos Slim mit 20% der Anteile. Entscheidenden Einfluss auf eine Transaktion hat jedoch auch die niederländische Regierung, weil es ein Gesetz gibt, auf dessen Basis das Wirtschaftsministerium feindliche Übernahmen in der als strategisch geltenden Telekombranche blockieren kann.

Dem Kurs von KPN schadete die Ablehnung der am Wochenende bekannt gewordenen Übernahmeofferten von EQT/Stonepeak sowie KKR. Der Kurs fiel am Montag um zeitweise 3,5% auf 2,76 Euro. Vor dem Aufkommen von Übernahmegerüchten, die es seit einem Jahr gibt, hatte die Aktie bei 2 Euro gehandelt.

Laut Finanzkreisen lagen die beiden Offerten bei jeweils rund 3 Euro je Aktie. Abzüglich der Schulden des Unternehmens hätte das einem Wert von gut 12,5 Mrd. Euro entsprochen. Beide Beteiligungsgesellschaften hatten seit längerem Interesse an KPN. Laut KPN enthielt die Offerte von EQT und Stonepeak allerdings keinen Angebotspreis.

Das Unternehmen wolle offenbar den seit längerem kursierenden Übernahmespekulationen den Boden entziehen, kommentierte Analyst David Vagman von der Bank ING. Analysten von der Investmentbank KBC rechnen aber damit, dass Interessenten trotz des Vetorechts der niederländischen Regierung einen neuen Versuch wagen werden. Analyst Roman Arbuzov von der US-Bank­ J.P. Morgan schrieb in einer Studie, dass KPN wohl nicht unbedingt am höchsten Angebot interessiert sei, sondern vor allem Vorschläge zu operativen Veränderungen der Schlüssel zum Erfolg seien.

Die Offerten hätten „keinen Mehrwert gegenüber der neuesten eigenen Wachstumsstrategie“ geliefert, hatte KPN am Sonntagnachmittag in Rotterdam mitgeteilt. KPN machte zudem klar, dass sie keine Verhandlungen mit den genannten Gesellschaften geführt hat und derzeit auch nicht führe.

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