Bilanzprüfung verteuert sich
Bilanzprüfung verteuert sich in Großbritannien rasant
Verfügbarkeit von Wirtschaftsprüfern geht zurück
hip London
Für kleinere börsennotierte Gesellschaften in Großbritannien hat sich die Prüfung ihrer Bilanzen in den vergangenen Jahren rasant verteuert. Wie einer Studie des Verbands Quoted Companies Alliance (QCA) zu entnehmen ist, stiegen die Kosten binnen fünf Jahren im Schnitt um 127%. Nach ihrer Rechnung entspricht der prozentuale Anstieg dem Fünffachen der Teuerungsrate. Für FTSE-100-Gesellschaften seien die Kosten weit weniger nach oben gegangen, so die Lobby.
Mehr Kosten als Nutzen
Im Schnitt kämen kleine und mittlere börsennotierte Gesellschaften im Vergleich zu ähnlichen privat gehaltenen Firmen auf zusätzliche Ausgaben von mindestens 500.000 Pfund pro Jahr für Governance, Börsennotiz, Berater und Abschlussprüfer. Die Bilanzprüfung mache einen wesentlichen Teil davon aus. Die Notierung bringe zwar besseren Zugang zum Kapitalmarkt, mehr Sichtbarkeit bei den Anlegern und mehr Transparenz. Doch die Zahl der Delistings von der Londoner Börse deute darauf hin, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung für manche nicht mehr aufgehe, schrieb James Ashton, der CEO des Verbands, im Vorwort der Studie.
Stärkster Anstieg am LSE Main Market
Die QCA hat die Entwicklung der Prüfungskosten bei 220 Unternehmen von 2017/18 bis 2022/23 untersucht. Die am LSE Main Market notierten Gesellschaften zahlten am Ende im Schnitt 149% mehr für die Prüfung ihrer Jahresabschlüsse. Die am Londoner Wachstumssegment AIM (zuvor: Alternative Investment Market) gelisteten Firmen verzeichneten einen Anstieg der Kosten um 110%. Für die an der Aquis Exchange notierten Unternehmen verteuerte sich die Bilanzprüfung um 97%.
Derisking erschwert Prüfersuche
Der Verband vermutet hinter dem Anstieg nicht nur die größeren regulatorischen Berichterstattungspflichten und höhere Standards. Die Prüfer wollten durch höhere Preise sicherstellen, dass die Bilanzprüfung auch ohne den Verkauf weiterer Dienstleistungen profitabel sei. Kleinere Gesellschaften gelten als mit höheren Risiken behaftet, was bedeute, dass mehr Ressourcen eingesetzt werden müssten. Eine Reihe von Prüfern habe ein Derisking eingeleitet. Folge sei, dass manche Firmen Probleme hätten, einen Abschlussprüfer zu finden.