Solarparkbetreiber

Blue-Elephant-Börsengang fällt aus

Blue Elephant hat finanzkräftige neue Aktionäre gefunden. Die Pharma-Milliardäre Strüngmann steigen mit bei dem Solarparkbetreiber ein.

Blue-Elephant-Börsengang fällt aus

cru Frankfurt

– Eigentlich wollte der Solarparkbetreiber Blue Elephant in den nächsten drei Wochen an die Börse gehen und dabei von Investoren 150 Mill. Euro per Kapitalerhöhung für die Expansion einsammeln. Doch jetzt verzichtet das Unternehmen aus Hamburg überraschend auf das IPO – und kommt trotzdem an das benötigte frische Kapital: Als neuer Großaktionär neben den Unternehmerfamilien Wacker (Wacker Chemie) und Jahr (Gruner+Jahr), die bisher jeweils 26,6% der Anteile hielten, steigt nun Athos Family Office ein.

Das Anlagevehikel der bayerischen Pharma-Unternehmer Andreas und Thomas Strüngmann, die auch Mehrheitseigentümer des Corona-Impfstoffherstellers Biontech sind, übernimmt per Kapitalerhöhung 15% der Anteile an Blue Elephant für 75 Mill. Euro und erhält die Option auf weitere 15% zum selben Preis. Der Verkauf ihres Generika-Herstellers Hexal, den die Strüngmann-Brüder gemeinsam in den 1980er-Jahren gegründet hatten, hatte sie 2005 zu Milliardären gemacht.

„Ein Ritterschlag“

Blue-Elephant-CEO Felix Goedhart, der vor dem Einstieg der Strüngmanns knapp 20% der Anteile hielt, empfindet die Athos-Beteiligung „als weiteren Ritterschlag in unserer Entwicklung“. „Im Rahmen der Gespräche rund um unsere Börsenpläne ging diese Tür auf, da mussten wir beherzt handeln“, sagte der Manager. „Wir erreichen alle Ziele, nämlich die Finanzierung unserer Solarpark-Pipeline sowie eine Stärkung unseres Eigenkapitals. Auch nach dem Einstieg von Athos bleibt ein IPO zu einem späteren Zeitpunkt eine Option. Unser Unternehmen wird dann aber noch einmal deutlich größer sein als heute.“

Außer der Gewährung von Mehrzuteilungsaktien per Greenshoe-Option wollten die bestehenden Aktionäre, darunter neben dem Vorstandschef Wacker-Chemie-Aufsichtsratschef Peter-Alexander Wacker, bei dem geplanten Börsengang keine Anteile verkaufen. Beim Einstieg der Strüngmanns wird Blue Elephant nun inklusive Schulden mit knapp 1,5 Mrd. Euro bewertet – die Verbindlichkeiten liegen bei 970 Mill. Euro. Die 2016 gegründete Blue Elephant Energy betreibt hauptsächlich Solarparks und einige wenige Windkraftanlagen mit einer Leistung von zusammen 1,1 Gigawatt.

Starkes Wachstum angepeilt

Solar-Projekte in einer ähnlichen Größenordnung sind in Planung. Das Unternehmen kam 2020 mit gut 80 Mill. Euro Umsatz auf ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 62 Mill. Euro. Allerdings bleibt nach Abschreibungen nur ein deutlich geringeres Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Blue Elephant will den Umsatz 2021 auf etwa 100 Mill. Euro steigern. Der operative Gewinn (Ebitda) soll um 21% wachsen. Die Ebitda-Marge liegt damit bei etwa 74%.

Zum Vergleich: Der schwedische Finanzinvestor EQT zahlt gerade 880 Mill. Euro für die Übernahme der 1,3 Gigawatt des börsennotierten spanischen Solarparkentwicklers Solarpack, um ihn nach dem Erwerb von der Börse zu nehmen.

Ob der Strüngmann-Einstieg als Alternative zum Börsengang auch einem verschlechterten Marktumfeld geschuldet ist, blieb offen. Jedenfalls ist die IPO-Absage einer der ersten Rückschläge für die Hochkonjunktur bei Börsengängen in Deutschland.