BMW plant rekordhohe Vorleistungen
BMW plant rekordhohe Vorleistungen
Hohe Investitionen und Entwicklungsausgaben drücken 2024 den Gewinn – Rückläufige Gebrauchtwagenpreise belasten
Trotz eines erwarteten Anstiegs bei den Auslieferungen backt BMW in diesem Jahr kleinere Brötchen. Der Autokonzern rechnet mit einem Gewinnrückgang. Ursache dafür sind auf Rekordniveau steigende Investitionen und Entwicklungsausgaben für die Elektrifizierung. Zudem belasten sinkende Gebrauchtwagenpreise.
sck München
Wie die Wettbewerber Mercedes-Benz und Audi stellt sich auch BMW im laufenden Jahr auf einen Gewinnrückgang ein. Trotz angepeilter „leicht“ steigender Pkw-Auslieferungen rechnen Vorstandschef Oliver Zipse und Finanzvorstand Walter Mertl damit, dass das Konzernergebnis vor Steuern 2024 „leicht“ unter dem Vorjahreswert liegen wird. Zur Bilanzvorlage nannte der CFO dafür drei Gründe: Zum einen die einkalkulierten Höchstwerte bei den Investitionen und beim Forschungs- und Entwicklungsaufwand (F&E) für den Ausbau des Elektroangebots. Zugleich schwächt sich das Ergebnis des Finanzdienstleistungsbereichs weiter ab.
Letzteres führt der Münchner Autobauer auf die unter Druck stehenden Gebrauchtwagenwerte zurück. „Wir gehen davon aus, dass die Wiedervermarktungserlöse von Leasingverkäufen unter dem Niveau von 2023 liegen werden“, sagte Mertl. Die „Normalisierung“ von Angebot und Nachfrage setze sich „wie erwartet“ an den Gebrauchtwagenmärkten fort. Dieser Trend zeige sich auch 2024.
Vertragsbestand sinkt
Zur Erinnerung: Infolge der zurückliegenden Corona-Pandemie und der Lieferkettenprobleme gingen die Preise für gebrauchte Pkw zeitweise durch die Decke. BMW verleaste oder finanzierte 2023 gut 38% ihrer Neufahrzeuge. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Vorsteuergewinn der Finanzdienstsparte um 8% auf 3 Mrd. Euro. Die infolge der gestiegenen Marktzinsen erhöhten Refinanzierungskosten dämpften die Profitabilität des Bereichs. Der Vertragsbestand ging laut Mertl zurück.
Dem CFO zufolge steigt im laufenden Jahr die Investitionsquote auf „über 6%“ und die F&E-Quote auf „mehr als 5%“. Zum Vergleich: 2023 erhöhte BMW ihre Investitionen um 9% auf 8,8 Mrd. Euro. Das entsprach 5,7% des Umsatzes. Die F&E-Kosten legten um 14% auf 7,5 Mrd. Euro zu. Das waren 5% der Erlöse (nach HGB).
Aktie verliert 1,4 Prozent
Im Kerngeschäft Automobile stellte die Konzernführung eine operative Marge in der Spanne von 8 bis 10% in Aussicht, was der langfristigen Konzernvorgabe entspricht. Im vergangenen Jahr erzielte BMW 9,8%. Das Geschäftsfeld lag damit in der Mitte der zuvor auf eine Bandbreite von 9 bis 10,5% heraufgesetzten Prognose. Die Eckdaten für 2023 und ihren Dividendenvorschlag veröffentlichte BMW bereits eine Woche zuvor. Im zurückliegenden Geschäftsjahr verringerte sich der Konzerngewinn vor Steuern um 27% auf 17,1 Mrd. Euro. Das lag vor allem an einem Basiseffekt. 2022 profitierte das Unternehmen von der Neubewertung der Anteile an einem mehrheitlich übernommenen chinesischen Gemeinschaftsunternehmen im Zuge der erstmaligen Vollkonsolidierung. Das bescherte BMW einen Sonderertrag von 7,7 Mrd. Euro. Der Konsolidierungseffekt trug dazu bei, dass die Autosparte 2023 ihr Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 22% auf 13 Mrd. Euro hochschraubte.
Solider freier Cashflow
Die Anleger reagierten vergrätzt auf den Ausblick. Im Xetra-Handel büßte die BMW-Stammaktie zeitweise 1,4% auf 104,84 Euro ein.
Trotz der hohen Vorleistungen steuert BMW im Kerngeschäft dem CFO zufolge einen freien Cashflow von „über 6 Mrd. Euro“ an. Im vorigen Jahr erwirtschaftete die Sparte fast 7 Mrd. Euro. Zum soliden Cashflow tragen die wachsenden Verkaufszahlen bei. 2023 steigerte BMW ihre Pkw-Auslieferungen weltweit um 6% auf 2,55 Millionen Stück. Die Erwartung für 2024 von einem „leichten“ Plus impliziert eine nachlassende Dynamik. Denn „leicht“ bedeutet bei Unternehmen ein Wachstum von bis zu 5%.
BMW treibt die Elektrifizierung ihrer Modelle voran. Dem Konzern zufolge soll 2024 der Anteil batteriebetriebener Fahrzeuge an den gesamten Auslieferungen „deutlich“ zulegen. BMW will dies mit neuen Modellen erreichen. Im laufenden Jahr will der Vorstand mehr als 15 vollelektrische Modelle auf den Markt bringen. 2023 betrug der Anteil von reinen E-Fahrzeugen am Gesamtabsatz 15%. Zusammen mit Hybridvarianten lag der Anteil elektrifizierter Autos bei 22%.