BMW und VW trotzen dem Elektroauto-Abgesang
BMW und VW trotzen dem Elektroauto-Abgesang
Deutliches Absatzplus für Fahrzeuge mit Batterieantrieb – BMW knackt Millionen-Marke – Mercedes leidet unter Teilemangel
Reuters Berlin/Frankfurt
Die deutschen Autobauer Volkswagen und BMW setzen dem Abgesang auf das Elektroauto etwas entgegen: Volkswagen berichtete am Mittwoch über ein deutliches Auftragsplus für E-Autos im ersten Quartal. BMW verkaufte weltweit gut ein Viertel mehr Autos mit Batterieantrieb und knackte die symbolische Marke von einer Million Elektroautos.
Aufwärts in Europa
„Mit der Auslieferung des einmillionsten vollelektrischen Fahrzeugs seit dem Marktstart des BMW i3 haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht“, sagte Vertriebschef Jochen Goller. Insbesondere in Europa sei es aufwärtsgegangen, auch in Deutschland. Hierzulande ist die Sorge über einen Einbruch bei Elektroautos groß, weil die staatliche Förderung 2024 wegfiel. Volkswagen sammelte mehr als doppelt so viele Bestellungen für Elektroautos ein wie im Vorjahr. In den Büchern hat der Wolfsburger Konzern inzwischen Aufträge über 160.000 Fahrzeuge stehen, mehr, als im ersten Quartal verkauft wurden. Der Konzern schlug mit 136.400 gut 3% weniger Stromer los als im Vorjahreszeitraum. Doch die Aufträge stimmten VW zuversichtlich, in dem Segment in der Heimatregion und weltweit im Gesamtjahr zu wachsen, erklärte VW-Vertriebschefin Hildegard Wortmann.
Marktschwäche in Deutschland
Und das trotz der Marktschwäche in Deutschland: Hier werden nach dem Ende der staatlichen Umweltprämie Elektroautos zu Ladenhütern – im März sackten die Neuzulassungen um 29% ab. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sprach von düsteren Aussichten.
Viele Autobauer hätten jüngst Rabattaktionen auslaufen lassen. Im April lägen die Nachlässe für Elektroautos bei nur noch 12,6% verglichen mit 16,9% für Verbrenner. „Der Markt für Elektroautos in Deutschland geht in den nächsten Monaten weiter in die Knie.“
Allerdings sind die Autobauer darauf angewiesen, mehr Elektroautos zu verkaufen, wenn sie die CO2-Ziele der Europäischen Union erreichen wollen. Ab 2025 sollen die Flotten im Schnitt 15% weniger Treibhausgas ausstoßen als 2021. Für die Autobauer bedeutet das nach Kalkulation von Patrick Hummel von der Schweizer Bank UBS, dass gut ein Fünftel des Absatzes im nächsten Jahr E-Autos sein müssen. Stifel-Analyst Daniel Schwarz sagte, vor allem Volkswagen könnte ab 2025 ein Problem bekommen, weil die CO2-Emissionen zu hoch seien. „Für die Profitabilität ist es gut, mehr Verbrenner zu verkaufen“, sagte er. „Aber ab 2025 muss ihr Anteil deutlich zurückgehen, weil sonst hohe Strafen kommen.“
VW mit Plus bei Verbrennern
Insgesamt lieferte VW im ersten Quartal 2,1 Millionen Fahrzeuge an die Kunden aus, das sind 3,1% mehr als vor Jahresfrist. Dabei habe ein Plus von 4% bei den Autos und Lastwagen mit Verbrennungsmotor den Rückgang bei den vollelektrischen Fahrzeugen mehr als ausgeglichen. Ein VW-Sprecher machte dafür auch Engpässe bei der Belieferung mit Elektromotoren aus dem Werk in Kassel verantwortlich, die zu Produktionspausen führten. Insbesondere das Elektroautowerk in Zwickau, in dem unter anderem der ID.3 vom Band läuft, war von den Unterbrechungen betroffen.
BMW verkaufte im ersten Quartal 594.671 Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, das sind 1,1% mehr als vor Jahresfrist. Wachstumstreiber seien reine Elektroautos und Modelle aus dem oberen Premiumsegment. Bei den Elektroautos meldeten die Münchner ein Plus von 27,9% auf 82.700 Fahrzeuge.
Beim Rivalen Mercedes kam der Motor dagegen bei allen Antriebsarten ins Stottern. Die Schwaben setzten mit 463.000 Fahrzeugen im Quartal etwa 8% weniger ab als vor Jahresfrist. Sie kämpfen unter anderem mit Lieferproblemen bei einem wichtigen Teil. Vertriebschefin Britta Seeger setzt auf Besserung im Laufe des Jahres dank neuer Modelle, darunter die elektrische Version des Geländewagens G-Klasse.
Einbußen in China
In den Regionen lief es bei BMW und Mercedes insbesondere auf dem wichtigen Markt China schlechter: BMW verkaufte hier 3,8% weniger Fahrzeuge, Mercedes sogar 12%. Letzteres liege am Modellwechsel bei der E-Klasse, erklärte der Autobauer. Die VW-Luxusmarke Porsche erlitt einen Absatzeinbruch in China von fast einem Viertel, da sich der Sportwagenbauer bewusst aus der dort laufenden Rabattschlacht heraushält.
Besser lief es dagegen bei VW in China, wo der Absatz um 7,6% stieg. Allerdings verzeichneten die Wolfsburger vor Jahresfrist hier ein besonders kräftiges Absatzminus und mussten die Spitzenposition als führender Autobauer an den heimischen Rivalen BYD abgeben.
(Reuters)