Der Konflikt zwischen den USA und China bereitet Boeing-Chef Dave Calhoun große Sorgen. China sei weltweit einer der wichtigsten Luftfahrtmärkte, dort werde vermutlich nach der Coronavirus-Pandemie rund ein Viertel des erwarteten Wachstums bei den Flugzeug-Verkäufen stattfinden, rechnete Calhoun laut Bloomberg bei einer Veranstaltung des Analysehauses Bernstein vor. Sollte der Konflikt zwischen China und den USA nicht abflauen, fürchtet Boeing, nicht viel von diesem Kuchen abzubekommen. Und wenn man in China kaum oder gar nicht zum Zug kommt, „gebe ich die globale Führung ab“, sagte Calhoun. Er wisse nicht, wann sich die Situation zwischen den beiden Staaten wieder entspannt. „Ich weiß nur, dass ich einen Preis dafür zahle, wenn es zu lange dauert.“

Ein anhaltender Handelsstillstand zwischen den USA und China belaste auch das Comeback des Flugzeugmodells 737 Max. China, das erste Land, in dem die 737 Max vor mehr als zwei Jahren nach zwei tödlichen Abstürzen am Boden blieb, hat sein Flugverbot für die Maschinen anders als die Amerikaner und die Europäer noch nicht wieder aufgehoben. Laut Bloomberg haben die Fluggesellschaften des Landes zuletzt Bestellungen für den Flugzeugtyp lanciert, als Barack Obama noch im Weißen Haus saß.

Calhoun räumte außerdem ein, dass sein Unternehmen derzeit kein Produkt hat, mit dem man Wettbewerber Airbus bei dessen Langstrecken-A321 tatsächlich Konkurrenz machen kann. „Es ist ein gutes Flugzeug“, sagte Calhoun über die Langstrecken-A321. Was die Antwort von Boeing betrifft, sagte er: „Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir das ankündigen.“ Ein komplett neuer Boeing-Jet würde nicht nur auf den gleichen Mittelklassebereich abzielen, der von den Airbus-Flugzeugen dominiert wird.