E-Commerce

Börsenliebling Asos in Finanz­nöten

Kurz vor Veröffentlichung der Geschäftszahlen wird bekannt, dass der Online-Modehändler Asos mit Kreditgebern über lockerere Konditionen verhandelt. Zudem sorgt ein Kreditversicherer für Ärger.

Börsenliebling Asos in Finanz­nöten

hip London

Die Aktie des einstigen Börsenlieblings Asos hat ihre Talfahrt am Dienstag in London fortgesetzt, nachdem der Online-Modehändler bestätigte, dass er mit seinen Gläubigern über eine Lockerung der Kreditklauseln verhandelt. Es geht um eine 350 Mill. Pfund schwere revolvierende Kreditfazilität, die im Juli 2024 ausläuft. Man stehe kurz vor der Einigung, heißt es in einer Pflichtveröffentlichung. Das werde Asos vor dem Hintergrund makroökonomischer Ungewissheit „eine wesentlich größere finanzielle Flexibilität verschaffen“. Das Unternehmen verfüge über eine „starke Liquiditätsposition“. Asos legt am Mittwoch Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vor. Das Management rechnete zuletzt zu konstanten Wechselkursen nur noch mit einem Umsatzwachstum von 2 %. Zuvor hatte es noch einen Wert am unteren Ende der ursprünglich genannten Spanne von 4 % bis 7 % in Aussicht gestellt. Zudem erwartet Asos, dass die Nettoverschuldung mit 150 Mill. Pfund jenseits der zuvor angestrebten 75 Mill. bis 125 Mill. Pfund liegen wird.

Medienberichten zufolge reduzierte der Kreditversicherer Allianz Trade seine Deckungszusage für Asos-Lieferanten um mehr als die Hälfte. Deshalb müsse Asos künftig eventuell Vorabzahlungen leisten, was den Cashflow belasten würde. Vor zehn Jahren kollabierte die Elek­tronikkette Comet, nachdem Kreditversicherer ihren Lieferanten keinen Schutz mehr gewähren wollten. Sie war allerdings auch nicht schnell genug gewesen, um noch mit Online-Rivalen mithalten zu können.

„Allein der Umstand, dass Asos mit ihren Gläubigern über flexiblere Kreditfazilitäten spricht, zeigt, wie schwierig die Bedingungen für den Einzelhandel sind“, sagte Russ Mould, Investment Director bei AJ Bell. Aus Sicht der Analysten von Stifel sind die Verhandlungen al­lerdings „nicht ungewöhnlich“. Schließlich laufe die Fazilität im kommenden Jahr aus. Normalerweise würde ein Unternehmen schon 2023 ver­suchen, sie zu erneuern. Asos­’ Problem liege darin, einen positiven Cashflow erwirtschaften zu müssen, während hohe Frachtkosten, Marketingaufwand und wachsender Wettbewerbsdruck auf der Gewinnmarge lasten. Zudem müsse in Technologie und Infrastruktur investiert werden, um konkurrenzfähig zu bleiben – „eine Herausforderung für einen neuen CFO, wenn einer ernannt wird“.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.