Änderungen in der Fertigung

Bosch reagiert auf träge Elektromobilität

Dass der Wandel zur Elektromobilität langsamer als erwartet fortschreitet, trifft auch Bosch. „Die Elektromobilität kommt“, sagt Konzernchef Stefan Hartung. „Die Frage ist nur, wie schnell.“

Bosch reagiert auf träge Elektromobilität

Bosch reagiert auf träge Elektromobilität

Ausgleich in der Fertigung mit anderen Produkten – Sonderschichten in der Verbrennersparte

Dass der Wandel zur Elektromobilität langsamer als erwartet vorankommt, trifft auch Bosch. An den Vorleistungen für diese Antriebsart will der Autozulieferer aber keine Abstriche machen. „Die Elektromobilität kommt“, sagt Konzernchef Stefan Hartung. „Die Frage ist nur, wie schnell in den verschiedenen Regionen.“

jh Renningen

Der Wandel zur Elektromobilität hat an Tempo verloren. Das hat auch Folgen für den größten Autozulieferer Bosch: Die Kapazitäten seien in den Werken dieses Segments in Europa und Nordamerika nicht ausgelastet, da dort die Nachfrage geringer als erwartet sei, berichtete der für Mobility verantwortliche Geschäftsführer Markus Heyn in der Jahrespressekonferenz auf dem Forschungscampus in Renningen bei Stuttgart.  Nur in China werde die Produktion komplett abgerufen. In den anderen großen Regionen gelinge es Bosch zwar in Teilen recht gut, die Fertigung mit anderen Produkten auszugleichen. „Für unser weiteres Wachstum müssen wir aber unsere Industriealisierungsschritte dosieren“, fügte Heyn hinzu.

Endspurt in Asien und für Hybridmotoren

Für Produkte der Verbrennungstechnik fahre Bosch dagegen derzeit Sonderschichten. Im vergangenen Jahr zog das Geschäft des Stuttgarter Stiftungsunternehmens in der Automobiltechnik nach und nach an. Stefan Hartung, der Vorsitzende der Geschäftsführung, sprach von einem Endspurt. Den habe es vor allem in Asien und für Hybridmotoren gegeben. Hartung wies darauf hin, dass derzeit der Export batterieelektischer Fahrzeuge von chinesischen Herstellern stark wachse, nicht aber der Inlandsmarkt.     

Abstriche an den Vorleistungen für die Elektromobilität werde Bosch trotz mancher Verschiebungen – auch für Softwarearchitekturen – nicht machen, betonte Mobility-Chef Heyn. Hartung ergänzte: „Die Elektromobilität kommt – die Frage ist nur, wie schnell in den verschiedenen Regionen der Welt.“ Bosch schätzt, dass im Jahr 2030 in Europa 70% aller Neuwagen reine Elektroautos sein werden. In China und Nordamerika rechnet das Management dann mit 40 bis 50%. „Dort erwarten wir auch zum Ende der Dekade einen nennenswerten Anteil von Fahrzeugen mit leistungsfähigen Hybridantrieben – in Nordamerika jedes fünfte, in China sogar jedes dritte“, sagte Hartung.

48-Volt-Batterie auch in China

Es könne freilich auch anders kommen, fügte er hinzu. Entscheidend seien die Wünsche der Kunden und die Vorgaben der Politik. Die Offenheit für verschiedene Technologien hält Hartung für sinnvoll. „Die CO2-Linie muss aber gehalten werden“, sagte er mit Blick auf die Ziele der Klimapolitik.

Trotz des verlangsamten Wachstumstempos der Elektromobilität rechnet Heyn für dieses Jahr mit einem „dick zweistelligen“ Umsatzanstieg von Bosch in diesem Geschäft. „Allein in diesem Jahr laufen rund 30 Serienprojekte für Elektrofahrzeuge an.“ Nach wie vor werde für 2026 ein Spartenumsatz von 6 Mrd. Euro angestrebt. Einen aktuellen Wert nennt Bosch nicht.

Zweite Produktionslinie in Eisenach

Kurz angebunden antworteten die Geschäftsführer auf Fragen zu den zeitweise erheblichen Schwierigkeiten in der Produktion von 48-Volt-Batterien in Eisenach für Mercedes-Benz. Der Autohersteller begründete damit eine Minderung des Absatzes um 5% im vergangenen Jahr. Heyn berichtete, es habe eine ganze Weile gedauert. Jetzt decke Bosch mit den Batterielieferungen aber den Bedarf von Mercedes-Benz. Dafür habe Bosch auch eine Produktion in China aufgebaut sowie in Eisenach eine zweite Linie.

Zu den Kosten dieses Batteriethemas sowie zu möglichen Rückstellungen für potenzielle Regressforderungen von Mercedes-Benz wollte sich Hartung ebenso wenig äußern wie zu personellen Konsequenzen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung hat der Finanzchef von Bosch Mobility Solutions, Uwe Gackstatter, deshalb Ende 2023 das Unternehmen nach 34 Jahren verlassen. Trotz der enormen Anlaufprobleme zeigte sich Hartung von der 48-Volt-Batterie überzeugt: Sie werde noch lange gebaut werden, bis in die 2030er-Jahre.

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