BP übernimmt US-Biogashersteller Archaea Energy
md Frankfurt
Der Öl- und Gaskonzern BP forciert mit einer Übernahme den Umbau zu einem nachhaltigeren Unternehmen. Die Briten wollen bis Ende des Jahres Archaea Energy, nach eigenen Angaben einer der führenden Biogashersteller in den USA, für bis zu 4,1 Mrd. Dollar inklusive Schulden übernehmen, wie beide Seiten am Montag mitteilten. Das Management von Archaea Energy um Mitgründer und CEO Nick Stork habe dem Deal bereits zugestimmt.
Je Archaea-Aktie bietet BP 26 Dollar in bar; das sind insgesamt 3,3 Mrd. Dollar. Hinzu kommen den Angaben zufolge etwa 800 Mill. Dollar an Nettoverbindlichkeiten. Das Barangebot pro Aktie entspreche einer Prämie von 38% auf den durchschnittlichen Kurs in den 30 Tagen vor dem 14. Oktober, teilte Archaea weiter mit.
Der Kauf passe zu den Wachstumsambitionen von BP in diesem Bereich, schrieb Analyst Giacomo Romeo vom Analysehaus Jefferies in einer Studie. Der Ölkonzern zahle aber einen ordentlichen Aufschlag. Daher dürften Anleger der Transaktion durchaus kritisch gegenüberstehen, so Romeo – auch aus Sorge um die für 2023 erwarteten Aktienrückkäufe. Der Analyst behält seine „Halten“-Empfehlung für die BP-Aktie sowie das Kursziel von 490 Pence bei.
BP schlossen an der Londoner Börse 1,3% leichter bei 449 Pence. Die Papiere von Archaea Energy schnellten nach Handelsbeginn an der Nyse um gut die Hälfte auf rund 25,90 Dollar nach oben.
Nach Angaben von Archaea Energy soll der Methanproduzent in die Bioenergiesparte von BP eingegliedert werden. Durch den Erwerb könne Archaea gemeinsam mit BP eine stärkere Plattform für das Geschäft mit erneuerbaren Energien bilden. Archaea plante zuletzt mit einer Produktion von 10,9 Mill. Kubikfuß (knapp 309000 Kubikmeter) an Gas für dieses Jahr; das entspräche rund 0,5% der gesamten Gasproduktion von BP.
Die in Houston, Texas, ansässige Archaea betreibt nach Unternehmensangaben 50 Biomethan- und Gas-to-Energy-Anlagen in den USA. Das Unternehmen entstand erst im vergangenen Jahr, als die Rice Acquisition Corp. mit zwei anderen Gesellschaften fusionierte, um einen Großkonzern im Bereich erneuerbares Gas zu bilden. Architekt der Verschmelzung war Daniel Rice, der jetzt Chairman von Archaea ist.
In finanzieller Hinsicht ließ sich Archaea von Bank of America Securities beraten; in Rechtsfragen stand der Firma Kirkland Ellis zur Seite.
BP geht davon aus, dass sich der erwartete operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; Ebitda) aus dem Biogasgeschäft durch den Deal bis 2030 auf rund 2 Mrd. Dollar verdoppeln wird. Die Briten wollen ihre Öl- und Gasproduktion bis dahin um 40% drosseln und gleichzeitig das Geschäft mit erneuerbaren Energien ausbauen.
Die Übernahme ist die bisher größte im Biogas-Bereich nach dem 3,15 Mrd. Dollar schweren Kauf des Biodieselherstellers Renewable Energy durch Chevron zu Jahresbeginn.