Brenntag prüft Übernahme des Rivalen Univar
Das Essener Unternehmen Brenntag hat bestätigt, dass es eine Übernahme des US-Konkurrenten Univar Solutions prüft. Das würde Brenntags Position als weltgrößter Chemiedistributeur festigen und ein Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 30 Mrd. Dollar (29 Mrd. Euro) schaffen.
“Diese Gespräche laufen derzeit und haben bisher zu keinen konkreten Ergebnissen oder Vereinbarungen geführt. Daher ist derzeit nicht absehbar, ob irgendeine Form von Transaktion stattfinden wird”, teilte Brenntag am späten Freitag mit. Univar bestätigte die Diskussionen ebenfalls. Zuvor hatte Bloomberg über die Gespräche berichtet.
Die Brenntag-Aktie ist in diesem Jahr um 14% gesunken, die Bewertung des Unternehmens liegt bei 10,6 Mrd. Euro. Das in Downers Grove, Illinois, ansässige Unternehmen Univar ist um mehr als 9% gestiegen und hat damit eine Marktkapitalisierung von mehr als 5 Mrd. Dollar.
Der mögliche Zusammenschluss würde zu den drei größten Transaktionen in der chemischen Industrie in diesem Jahr gehören und einen späten Lichtblick für große grenzüberschreitende Fusionen darstellen. Bloomberg-Daten zufolge sind die weltweiten Fusionen und Übernahmen in diesem Jahr um fast 30% auf 2,4 Bill. Dollar zurückgegangen, was auf den wirtschaftlichen Gegenwind und die schwierigen Finanzierungsmärkte zurückzuführen ist.
Während Brenntag bereits eine Reihe kleinerer Akquisitionen getätigt hat, wäre eine Übernahme von Univar der bei weitem größte Zukauf des Unternehmens und ein mutiger Schritt für den Vorstandsvorsitzenden Christian Kohlpaintner.
Brenntag hatte Anfang des Monats einen neuen Wachstumsplan vorgestellt und den Anspruch, “die Zukunft der Branche als unangefochtener Weltmarktführer zu gestalten”, einschließlich organischer Reinvestitionen und “wertschaffender M&A-Aktivitäten.”
Auch Univar ist kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Deals. Das Unternehmen fusionierte 2018 mit dem Konkurrenten Nexeo Solutions Inc. und verkaufte dann 2019 sein Kunststoffgeschäft. David Jukes ist seit 2018 als CEO von Univar tätig.
Ein Zusammenschluss würde die Möglichkeit bieten, das Wachstum anzukurbeln und die Kosten zu senken, könnte aber auch mit strengen kartellrechtlichen Prüfungen verbunden sein, da Regierungen der einzelnen Länder Branchenzusammenschlüsse genauer unter die Lupe nehmen.
Brenntag verzeichnete in den letzten zwölf Monaten einen Umsatz von 20,3 Milliarden Dollar, verglichen mit 11,4 Milliarden Dollar bei Univar, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Das deutsche Unternehmen ist Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen und beschäftigt laut seiner Website über 17.000 Mitarbeiter in 78 Unternehmen.
Univar verfügt über eine der größten privaten Transportflotten der Branche sowie über ein Vertriebs- und Logistikteam, das Chemikalienhersteller und -abnehmer branchenübergreifend zusammenbringt.