Cantourage denkt über Kapitalerhöhung nach
Cantourage denkt über Kapitalerhöhung nach
Cannabis-Firma will Geld in Aufklärungskampagnen stecken
kro Frankfurt
Das Cannabis-Start-up Cantourage, das im November vergangenen Jahres an die Börse gegangen ist, will künftig noch stärker die Werbetrommel für medizinisches Cannabis rühren und denkt daher über eine Kapitalerhöhung nach. "Der Markt ist da", sagte Finanzchef Bernd Fischer der Börsen-Zeitung auf der Herbstkonferenz des Kapitalmarktdienstleisters Equity Forum. "Es geht jetzt darum zu schauen, wie wir die Menschen, die sich jetzt ihre Produkte über den Schwarzmarkt besorgen und sich damit selbst therapieren, darüber aufklären, dass es im medizinischen Bereich eine bessere und sicherere Alternative gibt", so der im Januar angetretene CFO. Mit Telecan habe Cantourage beispielsweise gerade eine digitale Plattform gelauncht, die Patienten mit Ärzten vernetzen kann. "In diese Plattform und Kampagnen zur Aufklärung zu medizinischem Cannabis wollen wir weiter investieren", sagt Fischer. "Gerade eruieren wir dazu Finanzierungsoptionen. Auch eine Kapitalerhöhung könnte ein entsprechendes Mittel sein."
Branche nach Teil-Legalisierung enttäuscht
In der Cannabis-Branche hatte die von der Bundesregierung geplante Teillegalisierung für den Freizeitkonsum, die nach Einwänden der EU-Kommission weit hinter den ursprünglichen Plänen zurückblieb, für große Enttäuschung gesorgt. Die Sanity Group aus Berlin muss nun etwa Investitionen, die in die Vorbereitungen für den Marktstart geflossen waren, auf Eis legen. Der Aktienkurs der börsennotierten Cannovum ist seit Jahresbeginn um fast 90% abgerutscht. Bei Synbiotic beläuft sich das Minus auf rund 45%.
Cantourage ist mit einem Kursrücksetzer von 29% etwas glimpflicher davongekommen. Nachdem sich die Berliner bislang ohnehin auf den medizinischen Markt konzentriert haben, können sie den Ampel-Plänen für den Freizeitkonsum sogar etwas Positives abgewinnen: "Wir sehen darin eine Stärkung des medizinischen Marktes", sagte CEO Philip Schetter auf der Herbstkonferenz. "So, wie die Teillegalisierung ausgestaltet werden soll, ist es sehr komplex. Die Patienten, die sich heute über den Schwarzmarkt versorgen, werden daher künftig merken, dass sie medizinisches Cannabis leichter bekommen können als in Cannabis-Clubs oder eben im Schwarzmarkt selbst."
Cantourage hatte den Umsatz im ersten Halbjahr 2023 auf Pro-forma-Basis und im Vergleich zum Vorjahr um etwa 90% auf mehr als 11 Mill. Euro gesteigert. Im Gesamtjahr prognostiziert Schetter ein Wachstum im höheren zweistelligen Prozentbereich.
Preisdruck trifft Großhändler
Die Abgabe von Cannabis ist in Deutschland zu medizinischen Zwecken schon seit 2017 erlaubt. Seitdem tummeln sich immer mehr Anbieter auf dem Markt, die die Preise nach unten treiben. Aus Sicht von Schetter entscheidet hier das Geschäftsmodell, wer den Wettbewerb überlebt. "Reine Großhändler haben ohnehin schon kleine Margen, und wenn da die Preise unter Druck geraten, dann verschwinden deren Margen", sagt er. "Deswegen verschwinden gerade einige Großhändler." Cantourage selbst sei jedoch auch Hersteller. "Daher haben wir Herstellermargen und können aktuell die Preisbewegungen im Markt gut mitgehen und sind weiter operativ profitabel."