Vorstandsgehälter im Dax

CEO-Vergütung steigt trotz Konjunkturflaute

Die schwache Wirtschaftslage schlägt sich nicht in den Managergehältern nieder. Wie aus den Vergütungsberichten im Dax abzulesen ist, mussten die wenigsten CEOs den Gürtel enger schnallen. Die Schwelle von 10 Mill. Euro wird häufiger überschritten.

CEO-Vergütung steigt trotz Konjunkturflaute

CEO-Vergütung steigt trotz Konjunkturflaute

Vorstandschefs profitieren von langfristigen aktienbasierten Gehaltsanteilen − Mehr Manager überschreiten Schwelle von 10 Mill. Euro

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Die schwache Wirtschaftslage im vergangenen Jahr schlägt sich nicht in den Managergehältern nieder. Wie aus den Vergütungsberichten im Dax abzulesen ist, mussten die wenigsten CEOs den Gürtel enger schnallen. Dabei profitieren die Führungskräfte oftmals von mehrjährigen Incentivierungen. Auch die Schwelle von 10 Mill. Euro wird häufiger geknackt.

Die meisten Unternehmenslenker großer Konzerne müssen trotz der Konjunkturkrise 2024 keine nennenswerten Gehaltseinbußen hinnehmen. Wie aus den Vergütungsberichten der Dax-Gesellschaften hervorgeht, haben viele Top-Manager auch 2024 die gesetzten Ziele erreicht und können teils höhere Jahresbonuszahlungen einstreichen. Größere Gehaltssprünge − nach unten und oben − sind indes überwiegend auf die in der Regel aktienbasierten Long Term Incentives zurückzuführen, wo Führungskräfte nach meist vierjähriger Wartezeit von guten Entwicklungen an den Aktienmärkten profitieren können.

Ein Beispiel für einen Rückgang der Jahrestantieme ist der Energieversorger RWE, wo die CEO Markus Krebber 2024 zugeflossene Vergütung auf 5,65 Mill. Euro zurückging nach 6,40 Mill. im Vorjahr. Dem Manager wird zwar auch 2024 eine vollständige Zielerfüllung bescheinigt, im Turnus 2023 hatte Krebber die gesteckten Ziele jedoch deutlich übererfüllt. Das wirkt sich in der Tantieme mit einem Rückgang um 1 Mill. Euro auf 1,6 Mill. Euro aus.

Standardisierung aufgegeben

In manchen Fällen sind Gehaltseinbußen auch auf die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen zurückzuführen. Das traf 2024 den Vorstand von Siemens Energy, der wegen Nutzung einer Staatsbürgschaft auf Bonuszahlungen verzichten musste. Im Vorjahr wurde der Fresenius-Führungsriege der Bonus gestrichen, nachdem der Gesundheitskonzern staatliche Energiehilfen einstrich.

Der Vergleich der Vergütungsberichte ist nicht mehr uneingeschränkt möglich, nachdem die standardisierten Tabellen für die Darstellung der Gehälter aus dem Deutschen Corporate Governance Kodex gestrichen wurden und der Gesetzgeber mit neuen Vorgaben für „gewährte und geschuldete Vergütung“ für Verwirrung sorgte. Die meisten Unternehmen orientieren sich aber noch an den alten „Zufluss-Tabellen“ und weisen die im Jahr „erdienten“ Beträge für den jeweiligen Turnus aus, auch wenn die Jahrestantieme erst im Folgejahr − oft nach der Hauptversammlung − auf dem Konto landet.

Transparenz wird auch von Investoren angemahnt. Die nehmen in der Regel weniger Anstoß an der absoluten Vergütungshöhe, wollen aber wissen, welche Leistung entlohnt wird. Viele Vergütungsberichte weisen inzwischen somit detailliert die Incentivierung und Zielerreichung individuell aus, so dass signifikante Gehaltsveränderungen für die Anteilseigner nachvollziehbar werden.

Shootingstar Beiersdorf

Die hierzulande oft noch als „magische Grenze“ angesehene Schwelle von 10 Mill. Euro haben mehr CEOs überschritten als im Vorjahr. Neu in dem Kreis sind SAP-Chef Christian Klein mit 19 Mill. Euro, Telekom-Chef Tim Höttges mit 11 Mill. sowie der VW-Vorstandschef Oliver Blume mit 10 Mill. Euro, wobei Blume je zur Hälfte für seine Führungsrolle bei VW und Porsche bezahlt wird.

Shootingstar ist 2024 Beiersdorf-Chef Vincent Warnery, für den der Konsumgüterkonzern eine Vergütung von 13,2 Mill. Euro ausweist nach 2,5 Mill. im Vorjahr. Der Manager profitiert von dem gewährten langfristigen variablen Bonus. Dieser wird nicht aktienbasiert gewährt, sondern bemisst sich am Erreichen strategischer Ziele über vier Jahre von 2021 bis 2024 und brachte Warnery nun knapp 11 Mill. Euro in bar ein. Im Vorjahr hatte sich nur der Einjahresbonus ausgezahlt. Beiersdorf gehört im Übrigen zu den wenigen Unternehmen im Dax, das ihren Vorständen keine Pensionszusagen mehr gewährt − in vielen Gesellschaften noch immer ein nennenswerter Gehaltsbestandteil für Führungskräfte.

„Sämtliche Erfolgsziele verfehlt“

Dass es mit aktienkursbasierten Long Term Incentives (LTI) auch in die andere Richtung gehen kann, zeigt sich bei der DHL Group. Die Vergütung des Chefs des Logistikkonzerns, Tobias Meyer, schrumpfte 2024 um 1,4 Mill. auf 3,1 Mill. Euro. Anders als im Vorjahr hat der Manager keine Stock Appreciation Rights ausgeübt.

Der Vergütungsbericht fällt dazu ein nüchternes Urteil. Die Sperrfrist der LTI-Plantranche sei Ende August 2024 ausgelaufen. Die Tranche wurde vor vier Jahren zum Ausgabepreis von 37,83 Euro zugeteilt. Die absolute Performance der Deutsche-Post-Aktie gegenüber dem Ausgangswert der Aktie habe 2,34% betragen, der relative Wert gegenüber dem Stoxx Europe 600 betrug minus 36,97%. „Damit wurden sämtliche Erfolgsziele verfehlt“, so das Fazit. „Die Tranche 2020 ist ersatz- und entschädigungslos verfallen.“ Aus der 2019 gewährten Tranche hatte Post-Chef Meyer 2023 in seinem ersten Jahr als CEO noch 1,95 Mill. Euro erlöst.

Von aktienbasierten LTI-Programmen können Manager auch noch lange nach ihrem Ausscheiden profitieren. Bei Siemens etwa hat Joe Kaeser, bis Februar 2021 Vorstandschef des Technologiekonzerns, auch 2024 nochmal eine Vergütung aus Stock Awards erhalten − ausgewiesen wird ein Betrag von 6,2 Mill. Euro. Seit Ende seiner Amtszeit werden in Summe 12,7 Mill. Euro veröffentlicht, zusätzlich zu den Pensionszahlungen.

Verpflichtender Aktienbesitz

Nicht nur über aktienbasierte LTI hängen die Gehälter von Top-Managern an der Börsenperformance, viele Unternehmen verpflichten inzwischen Vorstände zum Aktienbesitz. So sehen die Stock Ownership Guidelines von Mercedes-Benz vor, dass Mitglieder der obersten Führungsriege Aktien zu erwerben und bis zu zwei Jahre nach Beendigung des Dienstverhältnisses dauerhaft zu halten haben. Die Anzahl liegt, abhängig von der Funktion, zwischen 20.000 und 75.000 Aktien. Bis die vorgegebene Aktienanzahl erreicht ist, sind grundsätzlich bis zu 25% der Bruttovergütung aus den Performance Phantom Share Plänen zum Erwerb echter Aktien der Gesellschaft zu verwenden; der Aktienerwerb kann aber auch anderweitig erfolgen, heißt es im Vergütungsbericht des Autokonzerns.

Stolze Antrittsprämien

Üblich ist es beim Wechsel von Managern aus anderen Konzernen zum Auftakt entgangene Pensions- oder Vergütungsansprüche auszugleichen. Munich Re gewährte Clarisse Kopff, im Vorstand seit 1. Dezember 2022 verantwortlich für das Ressort Europa und Lateinamerika, als Ausgleich für verfallene variable Vergütung beim Vorarbeitgeber (laut Vita Euler Hermes) Ausgleichszahlungen, die 2024 bis 2026 zur Auszahlung kommen. Basis ist dem Konzern zufolge ein Ablösebetrag von 3,69 Mill. Euro brutto, aufgeteilt in drei Raten zu je 1,23 Mill. Euro. Die einzelnen Auszahlungsbeträge sind von der Performance der Munich-Re-Aktie im jeweils maßgeblichen Zeitraum abhängig. Hier lief es gut für die Managerin, die erste Rate liegt mit 1,56 Mill. Euro über der vereinbarten Summe.