China Evergrande schafft die nächste Kuponhürde
nh Schanghai
Dem wegen akuter Liquiditäts- und Existenznöte seit Wochen im Fokus der Märkte stehenden Immobilienentwickler China Evergrande Group gelingt es erneut, einen förmlichen Zahlungsausfall (Default) auf seine Dollarbond-Schulden zu vermeiden. Am Freitag beglich Evergrande gerade noch rechtzeitig eine ausstehende Zinskuponzahlung über 45 Mill. Dollar und entging damit einem sogenannten Default Event und der Einleitung eines Schuldenrestrukturierungsverfahrens.
Déjà-vu zur Vorwoche
Ursprünglich hätte die Kuponzahlung zwar bereits zum ersten Fälligkeitstermin am 29. September gezahlt werden sollen, doch nutzte der Emittent eine für seine offshore begebenen und vor allem bei internationalen Investoren platzierten Dollaranleihen geltende Nachreichfristregelung (Grace Period), die einen Spielraum von 30 Tagen gewährt, bevor der Default konstatiert wird.
Der mit Verbindlichkeiten von über 300 Mrd. Dollar massiv überschuldete Bauträger hatte sich bereits in der vergangenen Woche mit einem ähnlichen Manöver über die Ziellinie gerettet und eine Kuponzahlung über 84 Mill. Dollar zum Gnadenfristultimo beglichen.
Evergrande hat sich im Gegensatz zu einer Reihe von kleineren chinesischen Immobilienentwicklern mit Liquiditätsproblemen, die in diesem Jahr bereits Fälligkeitstermine verpasst haben, am Bondmarkt bislang keine Blöße gegeben, gilt aber weiterhin als Wackelkandidat und Sorgenkind für Bondanleger. In knapp zwei Wochen wird erneut eine Nachreichfrist für einen im Oktober versäumten Kupondienst verstreichen, die eine wesentlich höhere Zahlung von 148 Mill. Dollar erfordert, um einem Default zu entgehen.
Ende Dezember werden dann nochmals Zinszahlungen auf Dollarbonds über 255 Mill. Dollar fällig. Evergrande ist mit einem noch ausstehenden Volumen von Dollarbonds über mehr als 19 Mrd. Dollar der mit Abstand größte chinesische Emittent von Hochzinsanleihen.