China forciert erneuerbare Energien

Gewaltige Investitionsoffensive versprochen - Schleichende Abkehr von Kohle - Mehr Erdgas-Importe nötig

China forciert erneuerbare Energien

China verstärkt die Anstrengungen im Klimaschutz. Die Regierung hat einen neuen Rahmen für die Förderung erneuerbarer Energien gesteckt. Dabei ist ein kräftiger Aufbau an Arbeitsplätzen vorgesehen. Fokussiert werden soll vor allem auf die Nutzung von Sonnenenergie.Von Norbert Hellmann, SchanghaiVor dem Hintergrund verschärfter Umweltbelastungen und der zuletzt wieder dramatischen Smogbelastung in Chinas nördlichen Regionen setzt die Regierung neue Investitionsziele zur Förderung eines Wandels hin zu erneuerbaren Energien und saubereren Brennstoffen. In einem von der National Energy Administration (NEA) verbreiteten Aktionsplan heißt es, dass bis zum Ende der Dekade mindestens 2,5 Bill. Yuan (rund 340 Mrd. Euro) in “grüne” Energiegewinnungsprogramme und die Substitution von Kohle als dem derzeit mit Abstand wichtigsten Brennstoff für Chinas Stromerzeugung gesteckt werden sollen. Es winken ArbeitsplätzeIm neuen Blaubuch der nationalen Energiebehörde heißt es, dass der Investitionsschub mit dem Aufbau von 13 Millionen Arbeitsplätzen verbunden sein soll. Dies würde in etwa die in den kommenden Jahren bis 2020 von der Regierung avisierten Arbeitsplatzverluste im Zug eines Programms zur Drosselung des Outputs und Reduzierung von Überkapazitäten in der chinesischen Kohle- und Stahlindustrie in jedem Fall überkompensieren.Seitens der NEA sind zwar keine genauen Angaben gemacht worden, in welche Form die Energiegewinnung von Solar- über Hydro- bis Windkraft gelenkt werden. Allerdings heißt es als Zielsetzung, dass bis zum Jahr 2020 etwa die Hälfte der chinesischen Stromerzeugungskapazität mit erneuerbaren Energien gestemmt werden soll, wobei Atomkraft mit eingerechnet ist. Solarkraft rückt ins ZentrumEine genauere Auffächerung der Investitionspläne für erneuerbare Energien findet sich in einer Aufstellung der für die Wirtschaftsplanung zuständigen Behörde National Development and Reform Commission (NDRC). Dort wird der Fokus in erster Linie auf Erweiterung der Kapazitäten in der Solarkraftindustrie gerichtet. Wie Seitens der NDRC jüngst bestätigt wurde, dürften rund 1 Bill. Yuan und damit mehr als ein Drittel des insgesamt avisierten Investitionsrahmens in den Aufbau von Solarenergiegewinnungskapazität gelenkt werden. Diese soll im Rahmen der Periode bis 2020 um ein Fünffaches gesteigert werden, was Experten zufolge dem Aufbau von rund 1000 größeren Solarkraftanlagen entspricht.Weitere 700 Mrd. Yuan sollen nach den Vorstellungen der NDRC in den Bau von Windkraftanlagen gelenkt werden, während rund 500 Mrd. Yuan für neue Wasserkraftwerke angedacht sind. Die restliche Summe aus dem Investitionsplan von rund 300 Mrd. Yuan würde dann einer geothermischen Energiegewinnung, also der Nutzung von Erdwärme sowie Meereskraftwerken gehören, die aus dem Gezeitenwechsel Energie beziehen.Auch wenn die Pläne ambitiös klingen, gehen Experten davon aus, dass sie im Zweifelsfall noch übertroffen werden, zumal die chinesische Regierung auch in den kommenden Jahren ein Interesse daran haben wird, mit Investitionen in öffentliche Infrastrukturprojekte der laufenden Konjunkturabkühlung gegenzusteuern. PPP-Modelle im KommenGleichzeitig geht man davon aus, dass mit dem im vergangenen Jahr begonnen Modell von sogenannten Public Private Partnerships (PPP) künftig stärker von Peking angeregte Infrastrukturprojekte von privaten Investoren begleitet und mitfinanziert werden. Dabei gilt insbesondere der Bereich der erneuerbaren Energien mit raschen technologischen Fortschritten und der Senkung von Kosten auch für private Investoren als tendenziell lukrativer Bereich, heißt es in einer Einschätzung des chinesischen Brokerhauses Shenyin Wanguo.Trotz der massiven Investitionsanstrengungen im Bereich grüner Energien gehen Analysten nicht davon aus, dass die imminente Umweltbedrohung, die vor allem durch den Rückgriff auf Kohlekraftwerke zur Energiegewinnung für das gemeinschaftliche Bodenheizsystem in praktisch allen Wohnanlagen in Chinas kalten Nordprovinzen zu erklären ist, wesentlich gelindert werden kann. Auch bei der NEA wird freilich konzediert, dass der Anteil erneuerbarer Energieformen am tatsächlichen Energieverbrauch im bevölkerungsreichsten Land der Erde bis zum Jahr 2020 dennoch höchstens 15 % betragen wird. Her mit dem FlüssiggasAbseits der Forcierung von erneuerbaren Energien setzt China vor allem auf eine Umstellung auf sauberere fossile Brennstoffe sprich Erdgas. Angesichts einer mittlerweile stagnierenden heimischen Gasförderung gilt es allerdings, die Erdgasimporte zu steigern. Hier rechnen Branchenkenner damit, dass bis Ende der Dekade der Anteil des mit Pipelines und Flüssiggastankern importierten Erdgases am gesamten Gasverbrauch des Landes von derzeit gut 25 % auf dann 40 % wachsen wird.Allein in diesem Jahr dürfte der Import von flüssigem Erdgas um rund 30 % gesteigert werden. Der Anteil von Erdgas am gesamten Energieverbrauch der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft soll nach Angaben der NDRC von derzeit rund 6 % auf mindestens 10 % bis zum Dekadenwechsel gesteigert werden.