Cimbali will in die privaten Küchen
bl Mailand
Der italienische Kaffeemaschinenhersteller Cimbali (La Cimbali, Faema, Casado) will auch in einem schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld expandieren. Managing Director Enrico Bracesco sagte der Börsen-Zeitung: „Wir haben in unserer langen Geschichte immer Gelegenheiten für strategische Akquisitionen genutzt und werden das auch künftig tun.“ Außerdem expandiert der Lieferant von hochprofessionellen Kaffeemaschinen für den Gastronomie- und Hotelbereich in den Privatsektor. Mit der Faemina wurde kürzlich eine erste, von der Design-Schmiede Italdesign (Audi-Gruppe) entworfene Maschine für private Kunden auf den Markt gebracht, die etwa 5000 Euro kostet. „Seit der Pandemie gibt es eine wachsende Nachfrage aus dem privaten Sektor. Wir wollen bis 2026 etwa 25 % unserer Erlöse in diesem Sektor erzielen, davon zwei Drittel über unsere eigene Webseite und ein Drittel über Online-Händler“, so Bracesco.
Cimbali wurde vor 110 Jahren in Mailand gegründet und produziert in drei italienischen Werken (Mailand, Cremona, Bergamo) täglich etwa 250 Maschinen, die für 4000 bis 20000 Euro angeboten werden. Dazu kommt ein weiteres Werk in den USA, wo Cimbali seit 2017 durch die Übernahme von Slayer in Seattle präsent ist. Im Werk Binasco, südlich von Mailand, gibt es neben einem Schulungszentrum für die Baristi auch ein Kaffeemaschinenmuseum.
Cimbali ist ein Familienunternehmen in der vierten Generation, das seit 1984 von familienfremden Managern geführt wird. Ziel war es, den Umsatz 2022 um 20 % auf 210 Mill. Euro zu steigern, doch noch liegen keine endgültigen Zahlen vor. Die Exportquote gibt Bracesco mit 85 % an. Wichtigste Exportmärkte sind die USA, Großbritannien, Australien, Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich. In Deutschland erlöst das Unternehmen, das weltweit 850 Mitarbeiter beschäftigt, etwa 10 % der Erlöse.
Cimbali, das 1995 den damaligen Hauptwettbewerber Faema erworben hatte, sieht sich mit einem Weltmarktanteil von 11,5 % (2021) als Marktführer im Segment hochprofessioneller Maschinen. Bei den stark automatisierten Geräten dominierten in den jeweiligen Märkten einheimische Hersteller.
„Alle Investitionen werden aus dem Eigenkapital finanziert“, sagt Bracesco. Andere Finanzierungsquellen wie ein Börsengang seien nie notwendig gewesen. „Natürlich sind wir immer offen, Möglichkeiten zu prüfen, die wertschöpfend sind, wenn sie zu unserem Strategieplan passen“, sagt er. Prognosen seien derzeit wegen stark steigender Materialkosten, die Preisanpassungen nötig gemacht hätten, und generell der hohen Inflation schwer möglich. Die Margen stünden unter Druck. „Sollte die Inflation nicht zurückgehen“, sei man 2023 zu weiteren Preiserhöhungen gezwungen.
Von der italienischen Regierung erwartet sich Bracesco die Umsetzung des europäischen Wiederaufbauprogramms sowie eine Reduzierung der Steuerlast, die es den Unternehmen erlauben müsse, die Produktivität zu steigern und die Löhne der Mitarbeiter anzupassen.