Klimaschutztechnologien gehören für Risikokapitalgeber laut einer Studie trotz des weltweiten Einbruchs der branchenübergreifenden Venture-Capital-Volumina weiter zu den beliebtesten Investitionsfeldern. In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 investierten die Geldgeber im Vergleich zum vorherigen Boom-Jahr zwar rund 30 % weniger in entsprechende Unternehmen. Dennoch belief sich der Anteil am weltweit investierten Wagniskapital in dem Bereich auf rund ein Viertel, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in ihrem Report „State of Climate Tech 2022“ analysiert hat.

In absoluten Zahlen summierten sich die Investitionen in Technologien zur Bekämpfung des Klimawandels demnach auf mehr als 50 Mrd. Dollar. 2 Mrd. Dollar gingen davon an deutsche Start-ups, wobei vor allem Jungunternehmen aus der Bau- und Energiewirtschaft profitierten. Daneben hätten aber auch die IT-Wirtschaft, die Industrie und industrielle Climate-Tech-Start-ups mit ihren Lösungen zur Analyse von Treibhausgasemissionen das Interesse von Investoren auf sich gezogen. Generell waren vor allem Technologien zur Senkung von Treibhausgasemissionen gefragt. Mehr als jeder zweite VC-Dollar floss 2022 in diesen Bereich. Im vergangenen Jahr waren es noch 39 %.

„Die Märkte für Klimatechnologie zeigen sich erfreulich stabil“, kommentiert Nicole Röttmer, Partnerin und Climate Leader bei PwC Deutschland, die Entwicklung. „Befürchtungen, dass der Einmarsch von Russland in die Ukraine, die hohe Inflation und die Kurskorrektur an den Kapitalmärkten das Vertrauen der Anleger stark beschädigen würden, scheinen sich nicht zu bewahrheiten.“ Deutschland zählt in Sachen Klimaschutztechnologie zu den weltweit wichtigsten Anbietern. So kommen 23 % der global exportierten Güter im Bereich Luftreinhaltung aus der Bundesrepublik, wie es in einer anderen Studie heißt, die die Landesbank BayernLB und das Forschungsinstitut Prognos am Dienstag veröffentlicht haben. Mit 15 % seien die Quoten in den Bereichen Kreislauf- und Abfallwirtschaft sowie Wasserwirtschaft ebenfalls überdurchschnittlich hoch.

Zu den weniger positiven Trends in der Entwicklung der Wagniskapitalinvestitionen zählt PwC die Tatsache, dass sowohl die Anzahl als auch der Gesamtwert von kleineren Transaktionen unter 5 Mill. Dollar seit 2021 sinken. 2022 hätten deutsche Start-ups in der Kategorie nicht einmal halb so viele Deals abgeschlossen wie 2021. „Da kleinere Summen vor allem in den frühesten Finanzierungsphasen getätigt werden, weist dieser Abwärtstrend auf eine schwache Pipeline hochwertiger Start-ups hin“, sagt Rainer Kroker, Partner und ESG Leader bei PwC Deutschland. Abgesehen davon würden die Risikokapitalinvestitionen in deutsche Climate-Tech-Firmen nicht ausreichen, um den Klimawandel mittelfristig zu stoppen. Immerhin rechnen Pitchbook-Experten im laufenden Jahr vor allem in den USA unter anderem wegen des Inflation Reduction Act mit neuen Finanzierungshöchstständen im Bereich Climate Tech.