Cloud-Rücksetzer setzt SAP unter Druck
Cloud-Rücksetzer drückt SAP-Aktie
Kurs reagiert nach Quartalszahlen deutlich – KI-Anwendungen sollen Wachstumsfantasie wecken
sar Frankfurt
Der nach unten angepasste Ausblick für das Cloud-Geschäft hat am Freitag deutliche Folgen für den SAP-Aktienkurs. Nach Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal am Donnerstagabend reagierten Aktionäre und Analysten verhalten.
An der New Yorker Börse fiel der Aktienkurs der Walldorfer in der Nacht zu Freitag um mehr als 6%. In Frankfurt notierte die Aktie am Freitagmorgen mehr als 5% tiefer und rutschte zeitweise erstmals seit April wieder unter die Marke von 120 Euro. Im Tagesverlauf grenzten sich die Verluste auf gut 4% ein. Seit Jahresbeginn verzeichnet die Aktie nach wie vor ein Plus von knapp 25%.
Gesenkter Ausblick irritiert
SAP hatte das obere Ende der für 2023 erwarteten Cloud-Erlöse am Donnerstagabend von 14,4 Mrd. auf 14,2 Mrd. Euro gesenkt. Dies lasse “Investoren etwas ratlos zurück”, schrieb Analyst Charles Brennan von der Investmentbank Jefferies.
Im abgelaufenen Quartal lag das Cloud-Geschäft unter den Erwartungen. Einzelne Kunden hätten ihre Cloud-Projekte angesichts des unsicheren Wirtschaftsumfelds verschoben, sagte SAP-CEO Christian Klein zur Begründung.
Zwar lagen Umsatz und Cloud-Erlöse im zweiten Quartal auch leicht unter den Prognosen des Analystenkonsens, dennoch sehen Beobachter die grundlegende Kapitalmarktstory von SAP als unbeschädigt an. Berenberg-Analyst Soe Naing, der die Aktie mit einem Kursziel von 135 Euro auf “Buy” belassen hat, betrachtet die verfehlten Erwartungen im Cloud-Geschäft als kurzfristigen Belastungsfaktor für die Aktie. Dies könne auch eine Einstiegsgelegenheit mit sich bringen. Er ist der Meinung, dass der Cloud-Wandel seinen Weg weitergehe.
Analysten sehen Wachstum intakt
Ähnlich argumentiert die Schweizer UBS, die ein Kursziel von 140 Euro ausruft. Das zweite Quartal sei “insgesamt solide” ausgefallen, schrieb Analyst Michael Briest. Der Cloud-Ausblick trübe das Bild jedoch etwas. Diese Enttäuschung überwiege derzeit, während die bessere Margenentwicklung und der erhöhte Gewinnausblick in den Hintergrund rücken.
Knut Woller, der die SAP-Aktie für die Baader Bank analysiert, sieht den Migrationszyklus in die Cloud als weiterhin im Gange an.
Die These eines beschleunigten Gewinnwachstums sei deshalb intakt. Die DZ Bank veranschlagt den fairen Wert der Aktie auf 115 Euro und rät, den Titel zu halten. Der Quartalsbericht berge “wenig Potenzial, den zuvor bestehenden Broker-Konsens nach oben zu hieven”, heißt es in der Analyse.
Hoffnung ruht auf KI
Das Investmenthaus Bryan Garnier, das ein Kursziel von 146 Euro ausgibt, zieht ein positiveres Fazit. Der Softwarekonzern habe die Erwartungen “trotz des etwas schwachen Cloud-Geschäfts klar übertroffen”, schrieben die Analysten. Das nur moderat angehobene Jahresziel zeige, dass das Management offenbar angesichts des schwierigen Umfelds Vorsicht walten lasse. Auch die Investmentbank Stifel urteilt, SAP habe angesichts der konjunkturellen Lage “ein insgesamt solides Quartal” hinter sich.
Deutsche Bank Research meint ebenfalls, die Walldorfer hätten “insgesamt gut abgeschnitten”. Die Wachstumschancen durch künstliche Intelligenz habe der Markt bisher übersehen. Die angepeilten Preissteigerungen von bis zu 30% für Produkte mit integrierten KI-Lösungen sprächen für die Stärke des Bereichs.
SAP will Aktien zurückkaufen
Für Unterstützung könnte ein Aktienrückkaufprogramm sorgen, das SAP im Mai dieses Jahres angekündigt hat. Dass Programm soll bis Ende 2025 abgeschlossen werden und ein Volumen von bis zu 5 Mrd. Euro erreichen.
Voraussetzung für die Rückkäufe war der inzwischen abgeschlossene Verkauf der Beteiligung an dem US-Unternehmen Qualtrics. Zuletzt hatte SAP in den Jahren 2020 und 2022 jeweils für rund 1,5 Mrd. Euro eigene Aktien zurückgekauft.