Comeback der Klebstoffe
ak Köln
Die rasante Erholung des Klebstoffgeschäfts hat Henkel im zweiten Quartal eine hohe Wachstumsdynamik beschert. Die größte Sparte „Adhesives Technologies“ verbuchte ein organisches Umsatzplus von gut 28%. Henkel holte damit die pandemiebedingt drastischen Einbußen im industriellen Klebstoffgeschäft aus dem Vorjahr vollständig wieder auf.
Im ersten Halbjahr verzeichnete der Dax-Konzern ein organisches Wachstum von 11,3% und fuhr 9,9 Mrd. Euro Umsatz ein. Der Vorstand nahm das zum Anlass, die Prognose nochmals zu erhöhen. Henkel geht jetzt von einem organischen Erlösplus im Gesamtjahr zwischen 6 und 8% aus. Zuvor lag die Spanne zwei Prozentpunkte niedriger.
Auf der Ergebnisseite kommt allerdings Gegenwind durch die stark gestiegenen Rohstoffkosten, die Henkel nach eigenen Angaben durch Preiserhöhungen nicht ganz kompensieren kann. Mittlerweile geht der Konzern von einem Anstieg der Rohstoffkosten im laufenden Jahr von über 10% aus. Bisher war von einem hohen mittleren einstelligen Prozentbereich die Rede. Auch die Wechselkurse wirken sich nachteilig aus. „Unter Berücksichtigung dieser Faktoren erwarten wir für den Henkel-Konzern nun eine bereinigte Umsatzrendite in der Bandbreite von 13,5 bis 14,5%“, sagte Vorstandschef Carsten Knobel in einer Telefonkonferenz. Damit kehrt Henkel zur ursprünglichen Margenprognose zurück. Im Mai noch hatte der Vorstand diese Schätzung um einen halben Prozentpunkt angehoben.
Aktienkurs gibt nach
Den Investoren stieß der Druck auf die Profitabilität offenbar sauer auf. Die Henkel-Aktie gehörte am Donnerstag zu den schwächsten Werten im Dax und verlor 1,6%.
Während Henkel in den Schwellenländern im ersten Halbjahr überproportional zulegte, läuft das US-Geschäft weiterhin schleppend. „Wir sind noch nicht zufrieden mit der Entwicklung in unseren Konsumentengeschäften in Nordamerika“, sagte Knobel. Bei Wasch- und Reinigungsmitteln sei dort der Turnaround noch nicht erreicht. Beeinträchtigungen in Beschaffung und Logistik führten zu Umsatzeinbußen. Auch im Kosmetik-Markenartikelgeschäft habe das Management höhere Erwartungen.
Das US-Konsumentengeschäft ist bereits seit mehreren Quartalen das Henkel-Sorgenkind. Der Konzern stemmt sich gegen die Erosion von Marktanteilen, doch der durchschlagende Erfolg fehlt noch.
Das Kosmetikgeschäft weltweit verzeichnete eine gemischte Entwicklung. Einerseits erholte sich das Friseurgeschäft deutlich, das von den Salonschließungen während der Lockdowns in vielen Ländern stark betroffen war. Andererseits kauften die Kunden längst nicht so viel Seifenprodukte wie im Frühjahr 2020, so dass das Konsumentengeschäft schrumpfte.
Einen großen Schritt weiter ist Henkel bei dem Anfang vergangenen Jahres aufgesetzten Desinvestitionsprogramm. Der Konzern hat mittlerweile Geschäfte mit einem Umsatzvolumen von rund 350 Mill. Euro eingestellt (ein Drittel) oder verkauft (zwei Drittel). Bis Jahresende will sich Henkel von insgesamt 500 Mill. Euro Erlösvolumen getrennt haben. Wie sich aus den Zahlen im Zwischenbericht errechnen lässt, sind die in den ersten sechs Monaten veräußerten Aktivitäten durchschnittlich zu einem Umsatzmultiple von etwas über 1 verkauft worden.
Geschäfte auf dem Prüfstand
Weitere Aktivitäten mit ebenfalls rund 500 Mill. Euro Umsatz stehen bei Henkel auf dem Prüfstand. Ein Teil könnte mittelfristig ebenfalls zur Disposition stehen. Etwa 60% dieser Marken und Geschäfte hätten sich im Umsatz aber bereits verbessert, erläuterte Knobel.
Henkel | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 9926 | 9485 |
Bereinigtes Ebit | 1430 | 1191 |
Klebstoffe | 820 | 543 |
Waschmittel | 490 | 531 |
Kosmetik | 183 | 172 |
Ber. Ebit-Marge (%) | 14,4 | 12,6 |
Konzernergebnis | 947 | 777 |
Erg. j. Vz.-Aktie* (Euro) | 2,40 | 1,96 |
Free Cash-flow | 471 | 940 |
Roce (%) | 13,0 | 10,0 |
*) bereinigtBörsen-Zeitung |