Continental überrascht Anleger mit Ergebnissteigerung
Continental überrascht Anleger mit Ergebnissteigerung
Autozuliefergeschäft schreibt wieder schwarze Zahlen – Konzern senkt Umsatzziel 2024 – Aktie steigt um mehr als 7 Prozent
Der Automotive-Bereich, der 2025 möglicherweise von Continental abgespalten und an die Frankfurter Börse kommen wird, ist im zweiten Quartal dank Preiserhöhungen und Einsparungen in die Gewinnzone zurückgekehrt. Anleger freuen sich. Dabei schraubt der Dax-Konzern Umsatzerwartungen zurück.
ste Hamburg
Nach der Ankündigung vom Montag, eine Abspaltung des seit Jahren schwächelnden Automotive-Bereichs zu prüfen, hat Continental überraschend positive Zahlen zum zweiten Quartal veröffentlicht. Der Autozulieferer und Reifenhersteller präsentierte bei der Vorlage seines Halbjahresberichts am Mittwoch ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) von 704 (i.V. 501) Mill. Euro, das nicht nur das Resultat des zweiten Vorjahresquartals um fast 41% und das Ergebnis des Vorquartals von 196 Mill. Euro mit mehr als dem Dreieinhalbfachen übertraf. Das Ergebnis liegt auch über dem Analystenkonsenswert von 671 Mill. Euro.
Nach dem schwachen ersten Quartal reagierten Anleger erleichtert auf die Entwicklungen, die zu einer bereinigten Ebit-Marge von 7,0 (4,8)% im zweiten Quartal sowie 4,6 (5,2)% im ersten Halbjahr führten. Die Aktie des Dax-Konzerns, die am Montag vor Ankündigung der Aufspaltungspläne auf 51,48 Euro und damit den tiefsten Stand seit November 2022 gefallen war, legte am Mittwoch in der Spitze um 7,4% auf 58,40 Euro zu. Die Kursverluste seit Ende vorigen Jahres verringerten sich damit auf rund 24%.
Margenziel bekräftigt
Dabei korrigierte Continental die Umsatzprognose für 2024. Da die erwartete weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen pessimistischer als zuvor eingeschätzt und inzwischen von einem Rückgang um 1 bis 3% (zuvor −1 bis +1%) ausgegangen wird, avisiert das Unternehmen nun einen Konzernumsatz zwischen 40 und 42,5 (i.V. 41,4) Mrd. Euro anstatt zwischen 41 und 44 Mrd. Euro. Allein der Automotive-Bereich soll 19,5 bis 21 (20,3) Mrd. Euro und nicht mehr 20 bis 22 Mrd. Euro erreichen. Am Ausblick, 2024 auf eine bereinigte Ebit-Marge von 6 bis 7 (6,1)% kommen, hält Continental jedoch weiter fest.
Stütze ist das Reifengeschäft, das in diesem Jahr eine bereinigte operative Rendite von unverändert 13 bis 14 (13,5)% erreichen soll – nach 14,7 (13,7)% im zweiten Quartal. Für den Kunststoff- und Kautschukbereich Contitech schraubte Continental die Erwartungen am oberen Ende auf 6,5 bis 7 (6,7)% von bislang 6,5 bis 7,5% zurück. Der Konzern würde den Aufspaltungsplänen zufolge künftig aus diesen beiden Bereichen bestehen. Das Automotive-Geschäft soll bei Zustimmung in der Continental-Hauptversammlung im April 2025 bis Ende kommenden Jahres als kapitalmarktfähiges Unternehmen mit Potenzial für den MDax an die Frankfurter Börse kommen.
Analystenkonsens übertroffen
Für Automotive gilt nun für 2024 ein um 0,5 Prozentpunkte auf 2,5 bis 3,5 (1,9)% reduzierter Prognosekorridor, wie Continental am Mittwoch weiter mitteilte. Im zweiten Quartal kam der Bereich auf 2,7% und lag nicht nur über dem Vorjahreswert von −0,5% und dem Niveau des ersten Quartals 2024 von −4,3%, sondern auch über dem Analystenkonsens von 2,5%. Der Konzern begründet die Verbesserung vor allem mit Abschüssen aus Preisverhandlungen mit Autoherstellern sowie mit Maßnahmen zur Kostenreduzierung. Die positiven Effekte würden im zweiten Halbjahr noch stärker ausfallen.
Drei Viertel der Preisverhandlungen seien abgeschlossen, sagte der neue Finanzvorstand Olaf Schick im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Damit liege man im Plan. „Ich sage aber auch: Da sind wir noch nicht am Ende.“ Man benötige noch weitere Runden. Zu den im Februar bezifferten Plänen, durch Verschlankung bei Forschung und Entwicklung sowie bei Verwaltungsstrukturen im Automotive-Bereich 7.150 Stellen zu streichen, um von 2025 an zu einer Kostenentlastung von jährlich 400 Mill. Euro zu kommen, sagte Schick, in der ersten Hälfte dieses Jahres seien bereits 2.800 Stellen abgebaut worden. Von den im Gesamtjahr erwarteten Kostensenkungen von über 150 Mill. Euro sei circa ein Drittel realisiert.