Continental schrumpft zum Reifenproduzenten
Continental schrumpft
zum Reifenproduzenten
Dax-Konzern strebt neben Automotive-Abspaltung auch Contitech-Verkauf an
ste Hamburg
Der Dax-Konzern Continental plant seine vollständige Zerschlagung. Das Unternehmen aus Hannover will sich nach der vom Aufsichtsrat gebilligten und für dieses Jahr geplanten Abspaltung und Börseneinführung des Autozuliefergeschäfts auch von Contitech trennen.
Nach der nun beschlossenen Verselbständigung des drittgrößten Konzernbereichs sei ein Verkauf der Kunststoff- und Kautschuksparte nach aktuellem Stand die wahrscheinlichste Option, teilte Continental am Dienstag mit.
Das Unternehmen will sich künftig nur noch auf das Reifengeschäft konzentrieren, das mit einem Umsatz von 13,9 Mrd. Euro im vergangenen Jahr zweitgrößter der drei Konzernbereiche ist, aber seit langem die höchsten operativen Margen erzielt.
Aktienkurs legt zu
Die Continental-Aktie, wie andere Branchenwerte aufgrund von Spekulationen über mögliche Folgen der US-Zollpolitik unter Druck, zog in der Spitze um mehr als 5 % auf über 62 Euro an. Das Papier, zuvor seit Ende 2024 mit rund 9 % im Minus, gehörte damit zu den größten Tagesgewinnern im Dax.
Continental habe in den vergangenen drei Jahrzehnten durch gezielte Zukäufe und eigenes Wachstum drei starke Unternehmensbereiche in ihren jeweiligen Industrien geformt, erklärte Vorstandschef Nikolai Setzer. Diese seien jetzt reif für ihre Unabhängigkeit. Zugleich verlangten derzeit hochdynamische Märkte fokussiertes, agiles und entschlossenes Handeln. „Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die tiefgreifendste Neuaufstellung in der Unternehmensgeschichte.“
Eine Verselbständigung von Contitech stellt der Vorstand für 2026 in den Raum. Bis Ende dieses Jahres soll bereits das abgespaltene Autogeschäft von Contitech, das Geschäftsfeld Original Equipment Solutions (OESL), veräußert werden.
Auch Börsengang möglich
Dieses herausgerechnet, kommt Contitech nach Angaben des zuständigen Konzernvorstands Philip Nelles auf 4,5 Mrd. Euro Umsatz, eine operative Marge von über 8 % sowie 23.000 Beschäftigte. Damit sei man gut positioniert und attraktiv für den nächsten Schritt. Continental-Finanzvorstand Olaf Schick sagte, es würden neben einem Verkauf verschiedene Transaktionsformen geprüft, inklusive eines Börsengangs. Der IPO-Markt sei aber schwierig. Eine Abspaltung wie bei Automotive schließe man derzeit aus. Ende Juni soll es mehr Details bei einem Kapitalmarkttag geben.
Arbeitnehmervertreter kritisierten die Pläne für eine Trennung von Contitech. „Die Kapitalseite treibt damit den seit Jahren grassierenden Zerschlagungswahn auf die Spitze. Dieses Vorhaben trifft auf unseren entschiedenen Widerstand“, sagte Francesco Grioli, Mitglied im Hauptvorstand der Industriegewerkschaft IGBCE und im Aufsichtsrat von Conti.
Herz des Konzerns
Die Bereiche Reifen und Contitech bildeten seit Jahrzehnten das Herz des Konzerns und seien eng verwoben. Die Arbeitnehmervertreter würden der Aufspaltung ohne eine Ausweitung von Beschäftigungs- und Standortgarantien nicht zustimmen, so Grioli.
Konzernchef Setzer deutete einen Rückzug vor Ablauf seiner Vertragslaufzeit bis Ende März 2029 an. „Die Neuaufstellung von Continental im Sinne all unserer Stakeholder werde ich bis zu ihrem erfolgreichen Abschluss als CEO gestalten und vorantreiben“, sagte er. Personalchefin Ariane Reinhart wird Mitte 2025 vorzeitig ihren Vorstandsposten abgeben. Nachfolgerin soll Ulrike Hintze werden, bislang Personalleiterin des Reifenbereichs.
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