Kapitalmarkttag

Continental stellt Teile der Autosparte auf den Prüfstand

Continental kündigt auf dem Kapitalmarkttag an, den Konzern stärker auf Rendite zu trimmen. Damit die Aktionäre auch etwas davon haben, wird der Korridor für die Dividende kräftig angehoben.

Continental stellt Teile der Autosparte auf den Prüfstand

Continental stellt Teile der Autosparte auf den Prüfstand

Displaygeschäft soll bis 2025 eigenständig werden – Contitech wird noch stärker auf Industrie ausgerichtet – Dividendenkorridor angehoben

Der Autozulieferer Continental verspricht seinen Aktionären auf dem Kapitalmarkttag einen stärkeren Fokus auf die Kapitalrendite, eine Prüfung der strategischen Optionen für mehrere Geschäftsbereiche der Autosparte und eine potenziell höhere Dividende. Neben bereits verkündeten Maßnahmen wie Einsparungen im Verwaltungsbereich sollen dazu auch die Ausgaben für Forschung & Entwicklung durch eine stärkere Fokussierung auf unter 10% der Erlöse gedrückt werden. Die operativen Margenziele für die einzelnen Bereiche hat Continental in etwa auf früheren Niveaus belassen. Lediglich bei der Ertragsperle, dem Reifengeschäft, wurde das Mittelfristziel für die bereinigte Ebit-Marge am unteren Ende der Spanne leicht angehoben auf nun 13 bis 16%.

Kapitalrendite soll steigen

Bezogen auf das eingesetzte Kapital verspricht der Dax-Konzern den Investoren allerdings eine deutliche Steigerung. Im Automotive-Bereich war bislang lediglich eine Kapitalrendite (Return on Capital Employed, Roce) von mehr als 15% ins Visier genommen worden. Nun stellt Continental mehr als 20% in Aussicht. Auch die anderen beiden Säulen des Geschäfts peilen eine höhere Roce als bislang an. Für den Bereich Tires werden auf mittlere Sicht mehr als 23 (zuvor: 20)% avisiert. Für Contitech peilt das Unternehmen mehr als 22 (20)% an.

Korridor für Dividende angehoben

Die Profitabilitätsverbesserungen sollen auch den Aktionären zugutekommen. Continental hat zu diesem Zweck auch den Korridor für die Dividendenzahlung angehoben. Bewegte sich diese bislang in einem Bereich von 15 bis 30% des Nettoergebnisses, wird nun ein Korridor von 20 bis 40% angepeilt. Laut Finanzchefin Katja Garcia Vila muss das nicht zwingend eine höhere Ausschüttungsquote bedeuten, da sich Continental zuletzt eher am oberen Ende der Spanne orientiert hatte. Aber zumindest gebe es den Spielraum, hier höher zu gehen als bislang.

Displays im Schaufenster

Was heißt das konkret für die einzelnen Geschäftsfelder? Im Automotive-Bereich will sich das Unternehmen stärker auf wertschöpfende Bereiche konzentrieren. Partnerschaften werden gegenüber Zukäufen wohl eine stärkere Rolle einnehmen, auch wenn Setzer nicht ausschließen will, einzelne Opportunitäten gezielt wahrzunehmen. Der Konzern bereite die strategische Unabhängigkeit des Geschäftsfelds User Experience (UX, Anzeige und Bediengeräte) vor. Das eröffne neue strategische Optionen. Gemäß Setzer habe der Bereich zwar gute Geschäftsaussichten, und Continental sei hier auch stark positioniert. Im laufenden Jahr soll der Umsatz 3,5 Mrd. Euro erreichen, der Auftragsbestand ist sogar mehr als doppelt so hoch.

Allerdings wandle sich das Geschäft stärker zu einem primär Hardware-getriebenen, das weniger Systemintegration benötige als andere Bereiche – etwa das autonome Fahren. Letzteres sieht Continental daher mehr als künftigen Teil der eigenen Kernkompetenz. Der Autozulieferer will zudem Maßnahmen für weitere Geschäftsaktivitäten im Automotive-Bereich prüfen, kündigte Setzer an. Diese umfassten ein Umsatzvolumen von rund 1,4 Mrd. Euro im laufenden Jahr.

Ziele hochgeschraubt

Insgesamt rechnet Continental mit einem mittelfristigen Umsatzvolumen im Automotive-Geschäft von 26 Mrd. bis 29 Mrd. Euro. Im Vergleich zum laufenden Jahr, in dem Continental mit einem Erlös in der Sparte von 20 Mrd. bis 21 Mrd. Euro rechnet, ist das nochmal eine deutliche Steigerung. Im Mittelfristausblick seien allerdings noch keine eventuellen Portfoliomaßnahmen berücksichtigt, wie Finanzchefin Vila auf Nachfrage betonte. Die Marge, die dieses Jahr zwischen 2 und 3% ins Ziel kommen soll, wird mittelfristig weiter bei 6 bis 8% gesehen.

Hier sollen vor allem die bereits mitgeteilten Einsparungen in der Verwaltung helfen, die auf rund 400 Mill. Euro jährlich ab 2025 veranschlagt worden sind. Zudem werden die Ausgaben für Forschung & Entwicklung in dem Bereich von 12% in diesem Jahr auf unter 10% des Umsatzes gedrückt – etwa durch die stärkere Bündelung der aktuell noch 82 Entwicklungsstandorte weltweit. Sollten die beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Ziele zu erreichen, werde man sicher über weitere Maßnahmen nachdenken, erklärte Setzer auf Nachfrage.

Trendthemen treiben Reifengeschäft

Auch im Bereich Tires peilt Continental mittelfristig ein ordentliches Erlöswachstum an. Im laufenden Turnus rechnet das Unternehmen mit 14 bis 15 Mrd. Euro Umsatz. Als Mittelfristziel werden nun 17 bis 18 Mrd. Euro angepeilt. Hier setzt Continental auf die Megatrends Nachhaltigkeit, Elektromobilität und Digitalisierung, die auch im Reifengeschäft neue Chancen eröffneten. Die Marge, die 2023 zwischen 12,5 und 13,5% erwartet wird, soll auf 13 bis 16% steigen.

Abspaltung bei Contitech?

Einen deutlichen Schwenk im Fokus soll die Sparte Contitech vornehmen. Das Geschäft soll sich deutlich vom Automotive-Bereich abnabeln. Der Industrieanteil, der aktuell rund 55% des Umsatzes ausmacht, soll mittelfristig erst einmal auf 60% ausgebaut werden. Ambition sei es allerdings, den Anteil auf 80% zu steigern, wie Setzer betonte. Zugleich wird auch in diesem Geschäft mit wachsenden Erlösen gerechnet. Mittelfristziel sind 8 Mrd. bis 9 Mrd. Euro. Für 2023 werden weiter 6,8 bis 7,2 Mrd. Euro prognostiziert. Die Wachstumsfelder seien hier vor allem in den Bereichen Energie-, Land- und Bauwirtschaft sowie Interior Design zu finden.

Derweil soll das Automobilgeschäft – wie bekannt – mit Ausnahme von Oberflächenmaterialien organisatorisch unabhängig aufgestellt werden. Eine vollständige Eigenständigkeit von Original Equipment Solutions soll 2025 erreicht werden. Margenziel für Contitech bleiben mittelfristig 9 bis 11%. Für dieses Jahr sind 6 bis 7% bereinigte Ebit-Marge in Aussicht gestellt worden. Auch hier gilt allerdings, dass das Ziel noch keine Portfoliomaßnahmen beinhaltet.

scd Frankfurt
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