Autozulieferer

Continental zieht Sparschraube bei Automotive weiter an

Continental streicht im Automotive-Bereich, der abgespalten werden soll, weitere 3.000 Arbeitsplätze bei Forschung und Entwicklung. Die seit 2023 avisierten Streichungen in dem seit Jahren schwächelnden Autozuliefergeschäft summieren sich inzwischen auf über 10.000 Stellen.

Continental zieht Sparschraube bei Automotive weiter an

Continental kappt noch mehr Stellen im Autozuliefergeschäft

Vor geplanter Abspaltung wird Krisenbereich weiter gestaucht

ste Hamburg

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental zieht die Sparschraube in seinem seit Jahren schwächelnden Unternehmensbereich Automotive weiter an, der bis Ende 2025 abgespalten werden und als eigenständiges Unternehmen an die Börse kommen soll. Wie der Dax-Konzern aus Hannover am Dienstag mitteilte, sollen bis Ende 2026 rund 3.000 Stellen oder 10% der weltweiten Arbeitsplätze in der Forschung und Entwicklung (F&E) des Automotive-Bereichs wegfallen. Auf deutsche Standorte entfalle weniger als die Hälfte des Abbaus.

Ende 2024 beschäftigte Continental im Unternehmensbereich Automotive rund 92.000 Mitarbeiter, davon etwa 31.000 in Forschung und Entwicklung. Ein großer Teil des zusätzlichen Stellenabbaus soll den Angaben zufolge über natürliche Fluktuation wie Renteneintritte umgesetzt werden. Die Höhe der Restrukturierungsaufwendungen könne er aktuell nicht beziffern, sagte ein Sprecher von Continental Automotive auf Anfrage. Der Zulieferer sprach erneut von dem Ziel, die F&E-Quote in dem Bereich auf unter 10% zu reduzieren – bis 2027.

Über 10.000 Stellen betroffen

Im Herbst 2023 hatte Continental diesen mittelfristig angestrebten Wert bereits in Aussicht gestellt. Von den Maßnahmen im F&E-Bereich seien rund 1.750 Stellen betroffen, hieß es vor Jahresfrist. Zugleich hatte Continental die Zahl der Arbeitsplätze, die von der im November 2023 angekündigten Verschlankung der Geschäfts- und Verwaltungsstrukturen im Automotive-Bereich betroffen seien, mit 5.400 beziffert. Ziel dieser Maßnahmen sei eine Kostenentlastung um jährlich 400 Mill. Euro ab 2025, hieß es damals.

Der Gesamtbetriebsrat von Continental Automotive kritisierte den angekündigten weiteren Stellenabbau scharf und sprach von einem Kahlschlag in Deutschland, der neben der Produktion auch die F&E erfasse. Die Ankündigungen seien „ein absoluter Tiefschlag“. Gründe seien laut Unternehmen vor allem nicht ausgelastete Kapazitäten in Folge verschobener Kundenprojekte, eine rückläufige Marktentwicklung in Europa und ein nach wie vor zu hoher Kostenrahmen bei F&E, der die Akquise neuer Aufträge erschwere.

Aktienkurs steigt

Die Continental-Aktie, im bisherigen Jahresverlauf um gut 10% gestiegen, legte am Dienstag bis zum späten Nachmittag um 1,3% auf 70,80 Euro zu.

Die zusätzlichen Sparmaßnahmen gelten in Deutschland vor allem für die Standorte Babenhausen und Frankfurt, wo den Angaben zufolge rund 12% bzw. 5% der Beschäftigten betroffen sind. Babenhausen und Frankfurt verlören jede fünfte F&E-Stelle, so der Betriebsrat. Standorte wie Ingolstadt hätten künftig „nur noch Mini-Abteilungen statt schlagkräftige F&E-Einheiten". Ähnlich schlimm sehe es bei der Softwaretochter Elektrobit und bei Continental Engineering Services (CES) aus, wo laut Continental weltweit 480 bzw. 420 Stellen von den Maßnahmen betroffen sind, davon jeweils 330 in Deutschland. „Es ist uns absolut schleierhaft, wie mit derart tiefen Einschnitten die Wettbewerbskraft gestärkt werden soll, wie es der Arbeitgeber in seiner Pressemitteilung schreibt“, erklärte der Betriebsrat.

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