Corestate sucht noch immer Prüfer
hek Frankfurt
Das Geschäftsjahr 2022 ist bereits abgelaufen, doch bisher hat Corestate Capital noch keinen Prüfer für den Jahresabschluss 2022. Die Folge: Bis Ende April 2023 werden keine geprüften Abschlüsse vorliegen. Das kündigt der Immobilien-Investmentmanager jetzt an. Bisher hat Ernst & Young die Corestate-Bilanzen geprüft.
Die Verzögerung begründet Corestate mit dem „komplexen Verfahren zur Restrukturierung der Anleihen“. Es ergäben sich auch Auswirkungen auf die fristgerechte Erfüllung der unterjährigen Publizitätspflichten im Jahr 2023. Zudem könne es zu zeitlichen Verschiebungen bei der Umsetzung der Beschlüsse aus den Gläubigerversammlungen kommen.
In den vergangenen Monaten hat vor allem der Wohnimmobilienkonzern Adler mit seiner zunehmend verzweifelten Prüfersuche für Aufsehen gesorgt. Sogar eine gerichtliche Bestellung scheiterte: KPMG lehnte es ab, den Jahresabschluss 2022 der deutschen Tochter Adler Real Estate zu prüfen.
Laut Corestate laufen derzeit „konstruktive Gespräche“ mit Wirtschaftsprüfungsgesellschaften über eine Bestellung. Auf der Hauptversammlung Ende Juni wurde auf Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, von einer Wiederbestellung von Ernst & Young abzusehen. Bereits damals hieß es, die Gesellschaft durchlaufe ein Auswahlverfahren zur Bestimmung eines neuen Abschlussprüfers für 2022.
Schon die Vorlage des 2021er Abschlusses hatte sich um mehrere Wochen verzögert. Eigentlich sollte der testierte Jahresabschluss am 8. März 2022 vorliegen, doch die Abschlussprüfung durch Ernst & Young zog sich aufgrund „erweiterter Prüfungshandlungen“ hin. Stein des Anstoßes war der Goodwill im Segment Real Estate Debt, dessen Werthaltigkeit EY erneut unter die Lupe nahm. Am 20. April konnte Corestate schließlich den testierten Jahresabschluss vorlegen. Allerdings hatte der Bestätigungsvermerk seinen Preis: Unter dem Strich stand nämlich statt des zuvor genannten Nettogewinns von 10,3 Mill. Euro ein Konzernverlust von 200,1 Mill. Euro.
Ernst & Young machte im Bestätigungsvermerk geltend, dass die Refinanzierung von Bedingungen abhänge. Das sorge für materielle Unsicherheit, die signifikante Zweifel an der Fähigkeit zur Weiterführung des Unternehmens aufwerfen könne.
Inzwischen hat das ums Überleben kämpfende Unternehmen ein Rettungspaket mit den Anleihegläubigern vereinbart. Demnach verzichten die Bondholder auf 80 % ihrer Forderungen. Im Gegenzug erhalten sie über einen Debt-to-Equity-Swap 81,25 % des Aktienkapitals. Die Rettungsaktion hing lange in der Schwebe, weil Vertreter der Anleihegläubiger und eine Gruppe alter und neuer Aktionäre sich nicht auf ein Konzept einigen konnten. Letztlich setzten sich die Bondholder durch.