CFO-InterviewEva Scherer

Daimler Truck verhängt Ausgabensperre

Wegen der Marktschwäche in Europa vermeidet Daimler Truck Kosten, die nicht direkt zu Umsätzen führen. Zudem wäre eine Ausweitung der Kurzarbeit möglich, sagt Finanzchefin Eva Scherer im CFO-Interview. Ein Rückzug vom Joint Venture BFDA in China ist nicht ausgeschlossen, wie sie andeutet.

Daimler Truck verhängt Ausgabensperre

Daimler Truck verhängt Ausgabensperre

Sparprogramm wegen Marktschwäche – Zukunft des Joint Ventures in China offen

jh München
Im Interview Seite 9

Daimler Truck versucht, die schwache Nachfrage nach Lkw in Europa, vor allem in Deutschland, abzufedern. „Wir treten sehr auf die Kostenbremse, um die Profitabilität in diesem Jahr auf einem akzeptablen Niveau zu halten“, sagt Finanzchefin Eva Scherer im CFO-Interview.

„So haben wir gleich Anfang August einen Ausgabestopp verhängt.“ Alle Kosten, die nicht zu Umsätzen führten, würden heruntergefahren. Als Beispiele nennt sie Reisen und Veranstaltungen. „Zudem vermeiden wir Neueinstellungen und das Ersetzen von Beschäftigten, wenn es nicht unbedingt nötig ist.“

„Nordamerika läuft sehr solide“

Im größten Werk des Konzerns in Wörth bei Karlsruhe ist die Hälfte der 10.000 Mitarbeiter seit Anfang dieses Monats in Kurzarbeit. „Wir sind flexibel, die Kurzarbeit könnten wir theoretisch noch ausweiten“, betont Scherer. Die Werke in Kassel, Mannheim und Gaggenau sind in einer besseren Lage. Dort werden Motoren, Achsen und Getriebe nicht nur für Europa hergestellt: „Sie profitieren, denn Nordamerika läuft sehr solide.“ Wenn jedoch die Konjunktur in Europa schwach bleibe, käme auch für diese drei Standorte Kurzarbeit in Frage.

Zur Zukunft des Joint Ventures BFDA in China berichtet sie: „Wir diskutieren gerade mit unserem chinesischen Partner Foton über die langfristige Geschäftsentwicklung und unsere Produktion in China.“ Auf die Frage nach einem möglichen Rückzug aus China antwortet sie: „Wir schauen uns verschiedene Optionen an.“

Billiges Gas aus Russland

Weil Russland günstiges Gas nach China liefert, sind dort die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) angetriebenen Lkw stark gefragt. Die Nachfrage nach dem Diesel-Truck von Daimler ist dagegen eingebrochen. „Wir müssen natürlich prüfen, welche Marktanteile wir mit unserem Produkt, das wir dort produzieren, perspektivisch gewinnen können“, sagt Scherer.

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