Delivery-Hero-Tochter Glovo stellt Fahrer fest an
Delivery-Hero-Tochter stellt Fahrer an
Änderungen gelten nur für Spanien – 100 Mill. Euro Ergebnisbelastung im nächsten Jahr
Reuters/dpa-afx/hek Frankfurt
Auf Druck der Behörden muss die Delivery-Hero-Tochter Glovo ihre Lieferfahrer in Spanien künftig fest anstellen. Damit sollten weitere Rechtsunsicherheiten vermieden werden, teilt der Essenslieferdienst mit. Die Änderung der Beschäftigungsverhältnisse werde das Betriebsergebnis im kommenden Jahr voraussichtlich mit 100 Mill. Euro belasten. Dennoch werde Glovo 2025 voraussichtlich einen operativen Gewinn erzielen. Die Aktie reagierte am Montag mit Kurseinbußen im Handelsverlauf von 8%.
Bislang Freiberufler
Die spanischen Behörden hatten Glovo wegen der Missachtung von Beschäftigungsgesetzen in den vergangenen Jahren millionenschwere Strafen aufgebrummt. Dagegen hat das Unternehmen geklagt. Glovo ist nach eigenen Angaben in 23 Ländern aktiv und beschäftigt 61.000 Kuriere, die Lebensmittel meist per Fahrrad ausliefern. Bislang arbeiten sie wie in der Branche üblich auf freiberuflicher Basis, weshalb sie nicht in den Genuss der Sozialleistungen für Festangestellte wie bezahlten Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall kommen.
In den vergangenen Jahren gab es daher immer wieder Streiks von Fahrern verschiedener Lieferdienste, um eine gerechtere Bezahlung zu erkämpfen. Neben Spanien haben andere Staaten ebenfalls Gesetze auf den Weg gebracht, um Beschäftigten von Uber, Lieferando & Co mehr Rechte zu geben.
Eventualverbindlichkeiten steigen
Delivery Hero geht davon aus, die Eventualverbindlichkeiten im Geschäftsbericht für 2024 auf 440 Mill. bis 770 Mill. Euro steigen werden, verglichen mit bislang erwarteten 330 Mill. bis 550 Mill. Euro. Dieser Betrag umfasst Sozialversicherungsbeiträge, Bußgelder, Umsatzsteuerforderungen und sonstige Zuschläge für den Zeitraum bis Ende 2024 für Glovo Spanien. Delivery Hero betont, für die zusätzlichen Ausgaben keine Rückstellungen bilden zu wollen. Man sehe keine ausreichende rechtliche Grundlage für die Entscheidungen der Arbeitsbehörde. Außerdem bekräftigt der in Berlin ansässige Konzern seine Ziele für 2024. Während endgültige Gerichtsentscheidungen angestrebt werden, muss Glovo die Beträge, die in den nächsten Jahren nach und nach fällig werden, vorläufig zahlen oder Bankgarantien für diese stellen. Die erste Zahlung und/oder Bankgarantie werde frühestens im zweiten Quartal 2025 erwartet, teilt das Unternehmen weiter mit.
Kartellverfahren
Auch in Kartellfragen gibt es Ärger um die spanische Tochter. Die EU-Kommission hat nämlich ein förmliches Prüfverfahren gegen Delivery Hero und Glovo eingeleitet. Der Konzern hat angekündigt, die Rückstellung für das Wettbewerbsverfahren von bisher 186 Mill. Euro auf mehr als 400 Mill. Euro zu erhöhen.
Taktischer Schritt
Die Investmentbank Jefferies geht davon aus, dass Glovos Wechsel zu einem Angestellten-Modell ein taktischer Schritt ist, um beiden Parteien eine Verhandlungsbasis zu verschaffen. Sie betrachtet die Mitteilung nicht als endgültige Nachricht in dieser Angelegenheit. Mit der Festanstellung der Glovo-Fahrer werde die Kostenspirale gestoppt, kommentiert die Schweizer Großbank UBS. Die erhoffte endgültige Lösung gebe es aber bisher nicht, solange die Entscheidung der Arbeitsbehörden darüber noch ausstehe, wie teuer das Fehlverhalten in der Vergangenheit werde. Die US-Bank J.P. Morgan geht davon aus, dass die Konsens-Gewinnschätzung für das operative Ergebnis 2025 von Delivery Hero um 100 Mill. Euro sinkt.