Deutscher Automarkt

Der Anstieg der Pkw-Neuzulassungen wird relativiert

Die Zahlen im September des Vorjahres waren besonders schwach. Das Beratungsunternehmen EY rechnet nicht mit einer durchgreifenden Markterholung. Die Hersteller sind wegen Impulsen aus dem Ausland aber noch erwartungsvoll.

Der Anstieg der Pkw-Neuzulassungen wird relativiert

jh München

Die Zahl der Neuzulassungen von Personenkraftwagen (Pkw) ist in Deutschland im September um 14% auf knapp 225000 gestiegen. Nach dem Zuwachs von 3% im August war es die zweite Zunahme im Vergleich mit dem Vorjahresmonat in Folge (siehe Grafik). Allerdings war der September 2021 in der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes besonders schwach. Da­mals machte sich unter anderem der globale Mangel an Halbleitern bemerkbar, worauf der Verband der Automobilindustrie (VDA) nun hinweist.

Die Branche kämpft nach wie vor mit reichlich Gegenwind. In der Mitteilung des Verbands heißt es: „Der Mangel an Vor- und Zwischenprodukten sowie die allgemeine Verunsicherung aufgrund des Krieges in der Ukraine wirken weiterhin dämpfend auf die Entwicklung des Marktes und der Produktion.“ Die knapp 1,9 Millionen Neufahrzeuge in den ersten neun Monaten dieses Jahres bedeuten einen Rückgang um gut 7% im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum. Verglichen mit Januar bis September 2019 sind es sogar 32% weniger.

Das Beratungsunternehmen EY rechnet auch für das gesamte Jahr 2022 mit weniger Neuzulassungen in Deutschland: Verglichen mit 2021 erwartet sie einen Rückgang um einen niedrigen einstelligen Prozentwert, verglichen mit 2019 um gut ein Viertel. Das wäre dann der niedrigste Stand seit der Wiedervereinigung, stellt EY fest. Auch für 2023 ist EY-Partner Peter Fuß wenig zuversichtlich: „Wir sollten im kommenden Jahr keine durchgreifende Markterholung erwarten.“ Die Stimmung der Verbraucher sei an einem Tiefpunkt angekommen, größere An­schaffungen würden verschoben. In den kommenden Monaten könnte die Nachfrage nach Neuwagen sehr stark zurückgehen. „Da hilft es dann auch wenig, wenn sich die Lieferengpässe auflösen“, sagt Fuß.

Gemessen an dieser Einschätzung von EY überrascht auf den ersten Blick das Ergebnis der jüngsten Branchenumfrage des Münchner Ifo-Instituts, die in diesen Tagen veröffentlicht wurde: „Die Hersteller schätzen die Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten positiv ein.“ Der Wert für die Erwartungen stieg im September auf 16 Punkte nach 1,2 im August. Oliver Falck, der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, vermutet allerdings: „Diese Entwicklung dürfte hauptsächlich von den verbesserten Exporterwartungen für das vierte Quartal getrieben sein.“

Zulieferer pessimistischer

Doch Falck zweifelt auf weitere Sicht an den Impulsen aus dem Ausland: „Da sich die Weltkonjunktur eintrübt, ist fraglich, wie lange der Export die Erwartungen noch positiv beeinflusst.“ Für die Zulieferer verfinstert sich der Ausblick schon jetzt kräftig: Die Erwartungen fielen lauf der Ifo-Umfrage von −20,1 auf −31,7 Punkte. Die Lage schätzen sie mit −15,5 Punkten nahezu unverändert ein. Für die Hersteller ist dieser Wert leicht über der Nulllinie.

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