Der Werbemarkt gibt ProSiebenSat.1 kräftig Schub
jh München
Der TV-Werbemarkt erholt sich kräftig. ProSiebenSat.1 steigerte die Erlöse mit Reklame im Unterhaltungsgeschäft im zweiten Quartal um 55%. Im Jahr zuvor waren diese von April bis Juni um 37% gefallen. Im Juli seien die Werbeumsätze um 40% gewachsen und lägen auch im August über dem Vorjahreswert, berichtete Rainer Beaujean, der Vorstandssprecher des Fernseh- und Internetkonzerns. Auch die Werte von 2019 würden mit einem zweistelligen Prozentsatz übertroffen. „Wir haben keinen Grund, einen Blues zu singen“, sagte Beaujean der Börsen-Zeitung.
Trotz der Erholung ging der Anteil der Werbeerlöse im ersten Halbjahr auf 44 (i.V. 47)% zurück. Das strebt der Vorstand auch an, der mit einer Diversifizierung die Abhängigkeit von diesem konjunktursensiblen Geschäft verringern will. Allerdings ist das Werbegeschäft mit Margen um 30% – bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) – besonders profitabel. Beaujean wies darauf hin, dass ins Wachstum der Internetgeschäfte investiert werde. Das schmälere die Marge dort. Vor allem mit steigenden Umsätzen soll die Profitabilität der Digitalsparten zunehmen. Zugleich betonte der Vorstandssprecher, jedes Geschäft müsse eine Rendite von mindestens 18% auf das eingesetzte Kapital erwirtschaften.
Im zweiten Quartal steigerte der Konzern mit Sitz in Unterföhring bei München den Umsatz um 48% auf 1,05 Mrd. Euro, wie schon die vor knapp drei Wochen veröffentlichten vorläufigen Zahlen erkennen ließen (vgl. BZ vom 20. Juli). Es war der bisher höchste Erlös in einem zweiten Jahresabschnitt. Das bereinigte Ebitda hat sich auf 166 Mill. Euro mehr als versiebenfacht. Unter dem Strich steht ein bereinigtes Nettoergebnis von 63 (–52) Mill. Euro. Sowohl die Prognose für den Umsatz als auch das Ebitda erhöhte der Vorstand daraufhin zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Der Aktienkurs von ProSiebenSat.1 gab am Donnerstag kräftig nach: Er fiel um 5,1% auf 15,17 Euro. Seit den knapp 19 Euro Anfang Juni verlor die Aktie etwa ein Fünftel an Wert. Nach Einschätzung der Analysten der Barclays-Bank brachte der Quartalsbericht nicht viel Neues. Die Story der Aktie sei nicht schlecht, die Papiere anderer Branchenunternehmen wie TF1 in Frankreich und Mediaset España seien jedoch günstiger bewertet. Beaujean sagte, er sei froh, dass der Quartalsbericht im Vergleich mit den vorläufigen Zahlen nichts Überraschendes enthalte. Diese vorab zu veröffentlichen, habe der Ad-hoc-Pflicht entsprochen.
ProSiebenSat.1 | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 1 986 | 1634 |
Ebitda | 289 | 166 |
Unterhaltung1 | 239 | 145 |
Dating1 | 61 | 31 |
Commerce1 | 19 | 15 |
Ebit | 163 | 45 |
Finanzergebnis | 46 | –70 |
Nettoergebnis2 | 189 | –17 |
Freier Cash-flow | –36 | –91 |
Nettofinanzschulden | 2156 | 2 353 |
1 ) ohne Sondereffekte; 2 ) den Aktionären zugerechnet Börsen-Zeitung |