Maschinenbau

Dickes Auftrags­minus im Anlagenbau

Für die deutsche Schlüsselindustrie mit ihren gut eine Million Beschäftigten liefen die Geschäfte im Juni angesichts von Inflation, Lieferkettenproblemen und Kriegsfolgen schleppend. Die Aufträge gingen preisbereinigt um 9 % zurück.

Dickes Auftrags­minus im Anlagenbau

kro Frankfurt

Deutschlands Ma­schinen- und Anlagenbauer haben im Juni eine deutliche Investitionszurückhaltung durch die Kunden zu spüren bekommen. Hatte der Auftragseingang im Mai noch preisbereinigt um 13 % im Vergleich zum Vorjahresmonat zugelegt, verbuchte die exportorientierte Branche einen Monat später nun einen Rückgang um 9 %. Dabei kamen aus dem Ausland 8 % weniger Bestellungen herein, während die Aufträge aus dem Inland um 11 % sanken.

„Nachdem sich die Stimmungsindikatoren in den zurückliegenden Monaten deutlich eingetrübt haben, ist das Minus im Juni wenig überraschend“, konstatierte der Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA, Ralph Wiechers. Die Geschäfte seien noch immer durch die Störungen in den globalen Lieferketten belastet. Hinzu kämen Auftragsstornierungen als Folge des Kriegs in der Ukraine. Überraschend sei vor dem Hintergrund eher das deutliche Plus im Mai gewesen. Zum Teil lag das aber auch an schwachen Vergleichszahlen.

Im gesamten ersten Halbjahr kommt die Branche auf einen kleinen Zuwachs bei den Aufträgen von 2 % − auch hier kam der größte Schub aus dem Ausland. Am besten lief es im Januar, als die Unternehmen fast ein Fünftel mehr Bestellungen an Land zogen. „Unter den jetzigen Bedingungen hier noch ein Plus zu verbuchen ist keine schlechte Nachricht“, sagte Wiechers. Spannend werde aber das zweite Halbjahr.

Den Unternehmen machen die steigenden Preise, Engpässe bei wichtigen Vorprodukten und der Fachkräftemangel schon seit längerem schwer zu schaffen. Ende Juni berichteten in einer Umfrage unter 520 teilnehmenden Firmen 87 % von merklichen oder gravierenden Beeinträchtigungen in den Lieferketten. Vor allem bei Elek­tronik­komponenten rechnen viele mit einem noch länger dauernden Mangel. Hinzu kommt der drohende russische Gaslieferstopp, der viele Unternehmen derzeit dazu zwingt, die Produktionsprozesse umzustellen.

Für das Jahr rechnet der VDMA seit Mai noch mit einem Produktionsplus von 1 %. Laut Wiechers lag die Produktion im ersten Semester ungefähr auf Vorjahresniveau.

Wertberichtigt Seite 6

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.