Fahrdienstanbieter

Didi Global steht vor einer Durststrecke

Für Chinas führenden Fahrdienstanbieter Didi Global hat am Montag die Phase der Verbannung von einer internationalen Börsenpräsenz begonnen.

Didi Global steht vor einer Durststrecke

nh Schanghai

Für Chinas führenden Fahrdienstanbieter Didi Global hat am Montag die Phase der Verbannung von einer internationalen Börsenpräsenz begonnen. Knapp ein Jahr nach dem Initial Public Offering (IPO) an der New Yorker Börse ist das von Didi auf Druck des heimischen Internetregulators erwirkte Delisting und mithin die Entfernung vom Kurszettel der New York Stock Exchange (Nyse) wirksam geworden. Für US-Investoren, die nicht aus der Didi-Aktie ausgestiegen sind, gibt es nun nur noch begrenzte Handelsmöglichkeiten über ein sogenanntes Over-the-Counter-System (OTC-Handel), für das sich das führende amerikanische Aktienderivate-Clearinghaus Options Clearing Corp (OCC) in Chicago verbürgt.

Didis Verbannung von der Wall Street gilt als eine besonders aufsehenerregende Strafmaßnahme des Regulators Cybersecurity Adminis­tration of China (CAC), der im Rahmen der chinesischen Kampagne zur Neuregulierung des Technologiesektors eine Sonderstellung erhalten hat, die ihn zum bestimmenden Faktor für die Genehmigung von Börsengängen chinesischer Unternehmen im Ausland und damit in erster Linie an der Wall Street gemacht hat. Didi war Anfang Juli 2021 und damit nur wenige Tage nach dem Handelsstart an der Nyse von der CAC mit einem Strafverfahren wegen der Verletzung von Datenschutzbestimmungen und Verstößen gegen Auflagen zur nationalen Sicherheit konfrontiert worden und unterliegt seitdem einer Download-Sperre für die Didi-App, also einem De-facto-Bann für Neukundengeschäft.

Die Unterbindung des Neukundengeschäfts und begleitende Auflagen zu weitreichenden Veränderungen des Geschäftsmodells haben das mit einer Kapitalaufnahme von 4,4 Mrd. Dollar zweitgrößte IPO eines chinesischen Unternehmens in den USA (hinter Alibaba 2014) zu einem regelrechten Fiasko mit weitreichenden Konsequenzen für die Bewertung von chinesischen Tech-Unternehmen an der Wall Street gemacht. Mit dem letzten Schlusskurs bei 2,29 Dollar am Freitag hat die am 30. Juni zu 14 Dollar emittierte Didi-Aktie 84% ihres Wertes beziehungsweise 57 Mrd. Dollar eingebüßt. Marktteilnehmer halten es zwar nicht für ausgeschlossen, dass die Didi-Aktie im wenig liquiden OTC-Handel durchaus kräftige Kurssprünge nach oben machen kann, eine nachhaltige Wertsteigerung des Verluste schreibenden Didi-Konzerns scheint aber erst nach Abschluss des regulatorischen Umbaus und einer Aufhebung der Kundensperre denkbar. Analysten halten es allerdings für denkbar, dass Didi binnen ein bis zwei Jahren eine regulatorische Freigabe für einen neuen Anlauf an einer Börse im chinesischen Raum bekommt.