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Didi Global verabschiedet sich von der Wall Street

Nur fünf Monate nach dem reichlich missglückten Börsengang in New York macht der chinesische Technologiekonzern und Fahrdienstanbieter Didi Global auf Druck der Pekinger Regierung wieder einen Rückzieher von der New York Stock Ex­change (Nyse). Wie...

Didi Global verabschiedet sich von der Wall Street

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Nur fünf Monate nach dem reichlich missglückten Börsengang in New York macht der chinesische Technologiekonzern und Fahrdienstanbieter Didi Global auf Druck der Pekinger Regierung wieder einen Rückzieher von der New York Stock Ex­change (Nyse). Wie Didi nun gegenüber ihren US-Anlegern ankündigt, will man ein sogenanntes Delisting, also die Aufgabe der Börsennotierung in den USA, angehen, sich zuvor aber mit einem Zweitlisting an die Hongkonger Börse begeben und auf diese Weise eine Kapitalmarktpräsenz aufrechterhalten.

Börsendebakel

Mit dem nun beschlossenen Manöver bestätigen sich die kürzlich aufgekommenen Gerüchte, dass chinesische Regulatoren massiven Druck auf das Didi-Gründer- und Managementteam ausgeübt haben, ihre von Peking unerwünschte Börsenpräsenz in den USA wieder aufzugeben. Der in den Strudel einer chinesischen Regulierungskampagne im Internetsektor geratene Börsengang von Didi hat sich als ein regelrechtes Debakel erwiesen und den US-Anlegern die mit Abstand schlechteste Performance für einen chinesischen Debütanten an der Wall Street gebracht (siehe Grafik). Am Freitag knickte die Didi-Aktie in Reaktion auf die Delisting-Pläne im New Yorker Handel um gut 17% ein und notiert nun bei 6,45 Dollar, etwa 54% unter dem Emissionspreis von 14 Dollar.

Tatsächlich stellte sich das Initial Public Offering (IPO) vom Start weg als aufsehenerregendes Politikum dar, nachdem Chinas Internetwächter Cyberspace Administration of China (CAC) Didi wenige Tage nach dem Handelsdebüt am 30. Juni mit regulatorischen Strafverfahren wegen der Verletzung von Datenschutzbestimmungen in Sachen nationaler Sicherheit konfrontierte. Danach wurde die von fast 600 Millionen Chinesen genutzte Fahrtenvermittlungs-App für Neukunden gesperrt und Didi mit einer Welle von Strafmaßnahmen und Regulierungsverfahren überzogen, die das Geschäftsmodell und die Wachstumsperspektiven kompromittieren.

Dem Vernehmen nach hatte Didi Anfang des Jahres zunächst mit einem IPO in Hongkong geliebäugelt, war damit aber wegen einiger Missstände bei der Erfüllung von Listing-Bestimmungen abgeblitzt. Danach soll Didi von chinesischer Seite gewarnt worden sein, dass ein schwerwiegendes regulatorisches Cybersecurity-Verfahren ins Haus steht, und sich daraufhin entschlossen haben, noch vor dessen öffentlicher Bekanntmachung im Eilverfahren an die Nyse zu gehen.

Mit dem Fall Didi hat die bereits Monate zuvor entfachte chinesische Regulierungskampagne im Internet- und Technologiesektor eine neue Dimension erreicht. Während es anfangs vor allem um die Begrenzung der Marktmacht und eine verstärkte soziale Kontrolle über heimische Techriesen wie Alibaba, Ant Group, Meituan und Tencent ging, wird nun die Börsenpräsenz von chinesischen Datenkonzernen in den USA als ein sicherheitspolitisches Risiko gebrandmarkt. Passend dazu hat Peking angeordnet, dass Börsengänge im Ausland künftig einem gesonderten sicherheitspolitischen Prüfungsverfahren unterliegen, mit dem es zu einer effektiven Sperre von chinesischen IPOs in den USA kommt.

Migration nach Hongkong

Das Didi-IPO hat nicht nur den voraussichtlich letzten chinesischen Börsengang an der Wall Street abgegeben, sondern dürfte nun auch eine Welle von weiteren Delistings, beziehungsweise die sukzessive Verlagerung der Börsennotierungen chinesischer Techfirmen von New York nach Hongkong bedingen. Die politisch erzwungene Migration nach Hongkong und der künftige Verzicht auf die Erschließung des US-Kapitalbeckens dürfte den Abwärtsdruck auf die Kurse chinesischer Tech-Aktien weiter verschärfen und zu einer lang anhaltenden Belastung für das Marktklima führen. Auch die Didi-Anleger stehen vor zahlreichen Unsicherheiten, denn der Abgang aus den USA wird sich noch eine Weile hinziehen. Aller Voraussicht nach wird Didi frühestens zur Jahresmitte 2022 ihr noch vor zahlreichen regulatorischen Hürden stehendes Zweitlisting in Hongkong über die Bühne bringen können und dann die Notierung in New York aufgeben.

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