Enteignung beklagt

Aktionärsvereinigung DSW vertritt 2.000 Privatanleger gegen Varta-Restrukturierung

Aktionärsvertreter haben eine vierstellige Zahl an Privatinvestoren gegen die geplante StaRUG-Restrukturierung des Batterieherstellers Varta mobilisiert. Sie wollen sich gegen eine "entschädigungslose Enteignung" wehren.

Aktionärsvereinigung DSW vertritt 2.000 Privatanleger gegen Varta-Restrukturierung

DSW vertritt 2.000 Privatinvestoren gegen Varta-Restrukturierung

Aktionärsvereinigung beklagt entschädigungslose Enteignung – Außerordentliche Hauptversammlung am 23. September

hek Frankfurt

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat nach eigenen Angaben eine vierstellige Zahl von Privatinvestoren mobilisiert, um gegen die anstehende StaRUG-Restrukturierung des Batterieherstellers Varta vorzugehen. Die Aktionärsorganisation moniert, dass die Anteilseigner „vollständig und entschädigungslos“ enteignet werden sollen. Rund 2.000 Privatinvestoren hätten sich bei der DSW registriert, um eine Vertretungsvollmacht zu erteilen, sagte Vizepräsident Klaus Nieding der Börsen-Zeitung.

Täglich komme eine dreistellige Zahl an Aktionären hinzu, berichtet der Rechtsanwalt. Das Interesse sei außerordentlich groß. Eine virtuelle Informationsveranstaltung habe man schließen müssen, da sich zu viele Teilnehmer einwählen wollten. Eine Aufzeichnung der Videokonferenz ist im Internet abrufbar. Die DSW habe kein Interesse an einer Insolvenz, wolle aber erreichen, „dass die Aktionäre besser als auf null gestellt werden“, sagt Nieding.

Außerordentliche Hauptversammlung

Varta plant einen Kapitalschnitt auf null. Das bedeutet: Die Aktionäre verlieren ihren kompletten Kapitaleinsatz, sie gehen leer aus. Dazu gibt es laut Vorstandschef Michael Ostermann keine Alternative. Die Gläubiger halten bisher still, obwohl es noch keine Lock-up-Vereinbarung gibt. Aus verschiedenen Quellen wird versichert, dass die Beteiligten eine Insolvenz vermeiden wollen.

Für den 23. September hat Varta eine außerordentliche Hauptversammlung angesetzt, um den Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals anzuzeigen. Eine solche Anzeige ist aktienrechtlich vorgeschrieben (§ 92 Abs. 1 AktG). Varta kündigt an, dass der Vorstand dann einen Bericht zur Lage der Gesellschaft geben wird. Die Hauptversammlung wird virtuell abgehalten.

„Erneuter Fall kalter Enteignung“

Varta hatte das Sanierungsverfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) am 21. Juli angekündigt. Die DSW sieht bei dem Batteriehersteller einen „erneuten Fall kalter Enteignung“ heraufziehen. „Besonders absurd mutet es an, dass allein Michael Tojner als Bestandsaktionär an der geplanten Restrukturierung partizipieren soll bzw. könnte“, moniert Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Der DSW-Chef macht den Aufsichtsratsvorsitzenden Tojner durch das „augenscheinliche Versäumnis eines adäquaten Risikomanagements gemäß StaRUG“ mitverantwortlich für die Eskalation bei Varta.

Die DSW agiert gemeinsam mit dem Restrukturierungsberater One Square Advisors sowie den Anwaltskanzleien Nieding+Barth und K&L Gates. Aktionäre müssten jetzt aktiv werden, sagt Tüngler. Zu einem späteren Zeitpunkt sei dies nicht mehr möglich. Später werde es auch um Schadenersatzansprüche der Aktionäre gehen, „die daraus resultieren könnten, dass hier kein pflichtgemäßes Risikomanagementsystem gemäß StaRUG implementiert und gelebt wurde“.

Keine Zeit für einen Prospekt

Geplant ist, dass Tojner, der 50,1% der Varta-Aktien hält, seine Mehrheitsposition durch Einbringung von Immobilien und Einzahlung eines vergleichsweise kleinen Barbetrags behält, während der Streubesitz keine Möglichkeit erhält, sich an der Wiederauffüllung des Eigenkapitals zu beteiligen. Tojner begründet dieses Vorgehen damit, dass für eine weitere Einwerbung von frischem Geld von bestehenden Aktionären ein Prospekt nötig sei. „Die Varta AG ist in der aktuellen Situation ohne Bilanz aber nicht prospektfähig und hat auch nicht die Zeit für eine monatelange Prospekterstellung“, lässt der österreichische Unternehmer im Interview der „FAZ“ wissen.

Bereits unmittelbar nach Ankündigung des StaRUG-Antrags hatten Aktionärsschützer und -anwälte aufgerufen, sich gegen den drohenden Totalverlust zu wehren. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) rief die Aktionäre auf, gegen den Restrukturierungsplan zu stimmen. Denn die bisherigen Streubesitzaktionäre hätten keine Möglichkeit, am etwaigen Restrukturierungserfolg zu partizipieren. Das sei eine ungerechtfertigte Benachteiligung.

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