Einstiger Hoffnungsträger der Baywa wird zum Klumpenrisiko
Baywa-Energietochter ist Klumpenrisiko für Konzernsanierung
Früherer Hoffnungsträger des angeschlagenen Münchner Agrarhändlers stürzt ab
sck München
Man konnte es zwar schon ahnen, als es dieser Tage dann offiziell publik wurde, war das gesamte Ausmaß des Desasters schockierend. Die börsennotierte Obergesellschaft des in Schieflage geratenen Agrarhändlers Baywa hat nicht nur ein großes Problem auf Konzernebene, sondern kämpft zudem mit einem Riesenschlamassel bei der Solar- und Windkraftgeschäftstochter Baywa r.e.
Als das einstige SDax-Mitglied mit katastrophalen Halbjahreszahlen und einem zweiten Überbrückungskredit der Gläubigerbanken sowie der Haupteigentümer von abermals einer halben Milliarde Euro in einer Ad-hoc-Meldung aufwartete, überdeckte dies die hinzugefügte Nachricht, dass die Baywa r.e. zu einem zusätzlichen Sanierungsfall innerhalb des Mischkonzerns mutiert ist. Wie zweieinhalb Monate zuvor bei der Münchner Muttergesellschaft installierten die Gläubigerinstitute bei der hoch verschuldeten und defizitären Energiedienstleistungsfirma ebenso kurzerhand einen Sanierungskoordinator, der faktisch neben dem Vorstand das Unternehmen mitführt.
Riesen-Verlustbringer
In der ersten Hälfte 2024 sorgte die Baywa r.e. mit einem Fehlbetrag von 348 Mill. Euro vor Steuern für 85% des Verlusts des Konglomerats. Letzterer betrug insgesamt 409 Mill. Euro. Das war mehr als das Zehnfachte des Konzerndefizits im gesamten vergangenen Jahr, als die Baywa-Gruppe erstmals überhaupt rote Zahlen schrieb. Die Konzerntochter machte dem Löwenteil der Firmenwertabschreibungen von 222 Mill. Euro aus. 2023 entfielen mit 2,1 Mrd. Euro nahezu zwei Fünftel der gesamten Konzern-Finanzschulden von 5,4 Mrd. Euro auf die Energie-Einheit, die ebenfalls in der bayerischen Landeshauptstadt residiert. Aufgrund des Schuldenbergs bei zugleich wachsenden Marktzinsen überstiegen 2023 auf Konzernebene die Belastungen aus Zinstilgungen von 362 Mill. Euro erstmals die liquiden Mittel (233 Mill. Euro) deutlich um 129 Mill. Euro. Im ersten Halbjahr verringerte sich dieses Delta auf 3 Mill. Euro; 200 Mill. Euro Zinsaufwand stand einer Liquidität von 197 Mill. Euro gegenüber.
Finanzspritzen der Gläubigerbanken und der Volks- und Raiffeisenbanken von bisher insgesamt 1,05 Mrd. Euro sowie seit Mitte August geltende Zinsstundungen sollen entscheidend dazu beitragen, dass die Baywa finanziell wieder Boden unter den Füßen bekommt.
An Insolvenz verbeigeschrammt
Hätte der genossenschaftliche Finanzverbund im weiß-blauen Freistaat zuvor keine Garantierklärung zur Stützung der Baywa abgegeben, wäre für das Unternehmen eine Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit unvermeidbar gewesen. Der Absturz des einstigen Konzern-Hoffnungsträgers Baywa r.e. trägt einen Großteil zur Misere des Konglomerats bei. Die Baywa r.e. ist das Produkt der Expansionsstrategie von Ex-Vorstandschef Klaus Josef Lutz (2008 bis März 2023), der mit dem Ausbau von Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien versuchte, den Konzern diversifizierter und damit krisenfester aufzustellen.
Europas Solar-Markt bricht weg
Was einige Jahre gut ging, stellte sich spätestens mit der Zinswende und dem Zusammenbruch des europäischen Marktes für Solarpanel als wackeliges Kartenhaus heraus. Mit Dumpingangeboten verdrängen die Chinesen Wettbewerber.
Den Scherbenhaufen müssen nun die Gläubigerbanken und die genossenschaftlichen Primärbanken beseitigen. Die Baywa r.e. erweist sich für sie als Klumpenrisiko. Angesichts einer schwierigen Geschäftslage auf dem Gebiet der Solar- und Windkraftanlagen zeichnen sich weitere Mehrbelastungen ab. Zusätzliche Rettungshilfen könnten folgen. Ein Verkauf der Baywa r.e., die noch zu 51% der AG gehört, wird in der misslichen Situation keine Aussicht auf Erfolg haben. So wird der Sanierungsmanager versuchen, die Baywa r.e. in Eigenregie ins Lot zu bringen. Das wird lange dauern und den Banken viel Geduld abverlangen und ihnen viel Geld kosten.