Erneuerbare Energien

Eon bringt in Spanien Energie­gemeinschaft ans Netz

Im August soll der erste Solar Circle (Solarkreis) auf Teneriffa 200 Haushalte mit Strom aus einer lokalen Fotovoltaikanlage versorgen. Es handelt sich um die erste Energiegemeinschaft, die Eon im Rahmen eines kommerziellen Pilotprojekts in...

Eon bringt in Spanien Energie­gemeinschaft ans Netz

ab Köln

– Im August soll der erste Solar Circle (Solarkreis) auf Teneriffa 200 Haushalte mit Strom aus einer lokalen Fotovoltaikanlage versorgen. Es handelt sich um die erste Energiegemeinschaft, die Eon im Rahmen eines kommerziellen Pilotprojekts in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Adeje errichtet. Ermöglicht hat das eine 2019 von der EU beschlossene Strommarktrichtlinie.

Gemäß der Richtlinie muss überschüssige Energie aus privaten Fo­tovoltaikanlagen nicht mehr zwingend ins Netz eingespeichert werden, sondern kann auch Nachbarn zur Verfügung gestellt werden, wie Thomas Birr, Leiter Strategie & Innovation von Eon, in einem Pressegespräch erläutert. Spanien hat besagte Richtlinie zügig in eine Verordnung gegossen und profitiert nun in Form der ersten Energiegemeinschaft davon.

Das Konzept sieht wie folgt aus: In einem Radius von 500 Metern können die dort ansässigen Haushalte – sofern sie es wünschen – Strom von einer Fotovoltaikanlage beziehen, die im Zentrum des Kreises installiert ist. In der Gemeinde Adeje wurde die Solaranlage auf dem Dach einer Musikschule angebracht. Ein Drittel des damit produzierten Stroms dient der Selbstversorgung der Schule, der Rest geht an die umliegenden Haushalte, die Solarpanels angemietet haben. Mit der Anlage würden etwa 15 bis 25% des Strombedarfs gedeckt, sagte Luis Hernandez, Head of Energy Communities and Networks bei Eon Innovation.

Ganz bewusst verwendet Eon nicht den Begriff der Bürgerbeteiligung, soll die Teilhabe an dem Projekt zur Nutzung von erneuerbarer Energie aus der Nachbarschaft doch nicht vom Geldbeutel der Haushalte oder dem Vorhandensein einer geeigneten Dachfläche abhängig gemacht werden. Zwar müsse der Nutzer eine Reihe von Gebühren für die Anmietung und andere Dienstleistungen entrichten, der auf diesem Weg erzeugte Solarstrom sei aber wesentlich günstiger als herkömmlicher Grünstrom, sagt Birr. Der Grund: Der Strom aus der lokalen Solaranlage ist frei von Netznutzungsentgelten und Steuern.

Eon bringt sich bei der Errichtung und bei Bedarf auch bei der Finanzierung der Solaranlage ein und fungiert zusätzlich als Systemmanager. Der Zuspruch in Adeje war nach den Angaben riesig. Binnen vier Wochen habe Eon Abnehmer für alle freien Panels gefunden, sagt Hernandez.

Birr verbindet mit dem neuen Geschäftsmodell große Hoffnung und macht „großes Wertschöpfungspotenzial“ aus. Wenn sich ein Fünftel der EU-Bürger an lokalen Energiegemeinschaften wie in Adeje beteilige, könnten jährlich 6,4 Mill. Tonnen CO2 eingespart werden, hat Eon errechnet. Das neue Geschäftsmodell soll daher EU-weit ausgerollt werden. In Deutschland, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn würden erste Gespräche geführt.

Dass die erste Energiegemeinschaft in Spanien ans Netz geht, obwohl Eon operativ in diesem Land gar kein Geschäft betreibt, liegt einzig daran, dass die Spanier die EU-Richtlinie am schnellsten in nationales Recht übernommen haben. Bis Ende 2024 dürfte die Richtlinie nach Einschätzung von Eon in allen Ländern der EU umgesetzt sein.

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