Eon hat mit einem äußerst soliden zweiten Quartal einen Teil des schwachen Jahresstarts bereits wieder wettmachen können. Der Energieversorger und Netzbetreiber bestätigte am Mittwoch seine Jahresziele und sieht gute Chancen, das obere Ende des Ergebnisausblicks zu erreichen. Analysten äußerten sich zufrieden, der Dax-Konzern übertraf die Erwartungen der meisten Beobachter leicht.

Das bereinigte Ebitda im Kerngeschäft legte nach einem Einbruch um 16% in den ersten drei Monaten im Folgequartal schon wieder um 12% zu. Dass der Wert im Konzern insgesamt um 15% auf 4,1 Mrd. Euro im ersten Halbjahr zurückging, lag an positiven Sondereffekten im Nicht-Kerngeschäft im Vorjahr.

Eon gelang es im zweiten Quartal, einen Teil der drastisch gestiegenen Beschaffungspreise bereits kurzfristig an die Kunden weiterzugeben. In Deutschland sei ein Großteil der Preiserhöhungen bereits geschehen oder angekündigt, erläuterte CFO Marc Spieker bei der Präsentation des Zwischenberichts. Beispielhaft für Nordrhein-Westfalen bezifferte er den Gaspreisanstieg für Endkunden auf rund 40%. Allerdings dürfte sich das erst vor allem im zweiten Halbjahr im Ergebnis niederschlagen. Dennoch drehte das bereinigte Ebitda in der Sparte Kundenlösungen, welche das Vertriebsgeschäft beinhaltet, im zweiten Quartal mit einem Anstieg um 65% auf 610 Mill. Euro klar ins Plus, nachdem das Ergebnis in den ersten drei Monaten des Jahres dort noch um 44% eingebrochen war. Das lag an einem deutlich verbesserten Ergebnis des restrukturierten britischen Vertriebsgeschäftes sowie dem steigenden Ergebnisbeitrag der Energieinfrastrukturlösungen. Dahinter verbirgt sich die Dekarbonisierung von ganzen Stadtteilen.

Doch auch im Geschäft mit Privatkunden profitiert Eon immer stärker von der Energiewende: „Wir haben noch nie eine so hohe Nachfrage nach smarten Lösungen und Produkten zur Dekarbonisierung von Privathaushalten gesehen“, sagte Konzernchef Leonhard Birnbaum. 20000 neue Solar- und Speicherlösungen und 40000 moderne Heizungslösungen, vor allem Wärmepumpen, habe Eon allein im ersten Halbjahr in seinen europäischen Märkten verkauft. Gebremst wird das Wachstum jedoch von den Problemen in den globalen Lieferketten bei Solarpaneelen und Chips sowie von den begrenzten Installationskapazitäten.

Offener als bisher zeigte sich der Eon-Vorstand beim Thema Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken. Ende dieses Jahres soll mit Isar 2 der letzte Atommeiler abgeschaltet werden. Derzeit verdient Eon mit der verbliebenen Stromproduktion viel Geld und hat deshalb auch die Prognose für das Nicht-Kerngeschäft um 200 Mill. Euro auf 0,8 Mrd. bis 1 Mrd. Euro im Gesamtjahr angehoben. Bisher hatte Eon eine Verlängerung der AKW-Laufzeit mit Verweis auf technische Gründe und die Entscheidung der Bundesregierung zu Beginn des Ukraine-Kriegs ausgeschlossen. Jetzt wartet der Vorstand auf die Ergebnisse eines laufenden Stresstests. „Sollte die Bundesregierung dann zu einer Neubewertung der Lage kommen, sind wir zu Gesprächen bereit“, führte CFO Spieker aus. Zu möglichen finanziellen Auswirkungen wollte er sich nicht äußern.

Bilanziell ist der Spielraum für Eon laut Spieker etwas größer geworden. Denn dem Konzern gelang es, seine wirtschaftlichen Nettoschulden um eine gute Milliarde auf 37,4 Mrd. Euro zu drücken, obwohl die Dividende ausgezahlt wurde und auf die Beteiligung an Nord Stream 1 weiter abgeschrieben wurde. Eon hat im zweiten Quartal weitere 450 Mill. Euro wertberichtigt, so dass die Bewertung der Beteiligung seit Jahresbeginn um 700 Mill. Euro gesunken ist. Ergebniswirksam ist das nicht, sondern wurde im Eigenkapital verrechnet.

Hauptgrund für den Schuldenrückgang waren die gesunkenen Pensionslasten. Die entsprechenden Rückstellungen in der Bilanz sanken um 3,7 Mrd. Euro, da Eon in Folge der Zinswende mit einem deutlich höheren Rechnungszins kalkulieren kann.