In der Klemme – Sinkende Nachfrage trifft auf wachsende Überkapazitäten
Branchenkrise
Europäische Stahlindustrie schlägt Alarm
ab Köln
Der Stahlgipfel von Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Montag noch einmal ein Schlaglicht auf die brisante Lage, in der sich die Stahlindustrie befindet, geworfen. Neu sind die Entwicklungen nicht, wenngleich sich die Krise bestehend aus fortgesetzter Nachfrageschwäche, weltweiten Überkapazitäten und drohendem Stellenabbau in diesem Jahr weiter verschärft hat. Von der Krise ist die europäische Stahlindustrie in ihrer Gesamtheit betroffen. Die exponierteste Stellung hat allerdings Deutschland als größter Stahlhersteller in der EU inne. 2023 stand die Bundesrepublik für einen Anteil an der europäischen Stahlproduktion von 28%, auf Rang zwei folgte Italien mit knapp 17%.
Wenngleich Scholz versprach, sich in Brüssel für mehr Schutzmaßnahmen gegen Billigimporte – allen voran aus China – stark zu machen, schlägt der europäische Branchenverband Eurofer schon länger Alarm. Denn die Aussichten für die wichtigsten Stahlkunden – sei es die Autobranche, der Maschinenbau oder der Bau – haben sich weiter eingetrübt. Zugleich sind die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise für die energieintensive Stahlindustrie Gift.
Viel steht auf dem Spiel
Die Konsequenz: Eurofer hat die Prognose für 2024 weiter nach unten revidiert. Statt einer leichten Erholung der Nachfrage im Gesamtjahr von 1,4% rechnet der Verband nun das dritte Jahr in Folge mit einem Rückgang. Nach dem Einbruch um 6% im Vorjahr dürfte es 2024 um weitere 1,8% bergab gehen. Zwar wird für 2025 mit einer Erholung gerechnet. Die Niveaus aus Zeiten vor der Corona-Pandemie bleiben jedoch außer Reichweite. Damit stehen nicht nur die europäische Stahlproduktion auf dem Spiel, sondern auch die gesamten Wertschöpfungsketten für die Klimawende, warnt Eurofer.