Ferrari und Lamborghini auf Rekordkurs
Mit Sportwagen auf Rekordkurs
Ferrari und Lamborghini scheinen immun gegen Krisen und Kriege zu sein
bl Mailand
Während die italienische Autoindustrie immer tiefer in die Krise fährt und die Produktion im bisherigen Jahresverlauf um etwa ein Drittel eingebrochen ist, rasen die Sportwagenproduzenten Ferrari und Lamborghini von einem Rekord zum anderen. Ferrari hat im August die Prognose für 2024 nach oben korrigiert und meldet nun für das dritte Quartal eine Nettomarge von 28,4 (Vorjahr: 27,4)%. Zwar stagnieren die Verkäufe bzw. sind im Quartal sogar leicht zurückgegangen. Doch der Umsatz ist per Ende September um 11% auf 4,9 Mrd. Euro gestiegen. Die Produktion ist für zwei Jahre ausverkauft.
Noch erfolgreicher ist derzeit die Audi-Tochter Lamborghini unterwegs. Per Ende September stiegen die Verkäufe um 8,6% auf 8.411 Einheiten. Der Umsatz wuchs um 20,1% auf 2,4 Mrd. Euro, der operative Gewinn um 9,8% auf 678 Mill. Euro. Auch bei Lamborghini müssen Kunden um die zwei Jahre auf ein Auto warten.
Erfolg an der Börse
Bei Ferrari zahlt sich der Erfolg auch an der Börse aus. Im Jahresvergleich legte der Wert um 34% auf knapp 81 Mrd. Euro zu. Damit hängt das zu 24,7% von der Holding Exor der früheren Fiat-Eignerfamilie Elkann-Agnelli kontrollierte Unternehmen Wettbewerber wie Porsche, BMW oder Stellantis deutlich ab.
Der Vergleich mit anderen Automarken hinkt jedoch, meinen Experten. Für Andrea Giuricin, Ökonom mit dem Schwerpunkt Transport an der Mailänder Bicocca-Universität, sind beide „eher vergleichbar mit Super-Luxus-Unternehmen wie dem französischen High-End-Luxuskonzern Hermès“. Hinzu kommt, dass beide in China relativ wenige Fahrzeuge verkaufen. Bei Ferrari strebt CEO Benedetto Vigna einen Anteil von 10% in China an. Ferrari verkauft relativ viele Autos in den USA, wo die Margen höher sind.
Emotionen pur
Es kommt hinzu: Während die schwierige wirtschaftliche Situation selbst Oberklasseproduzenten wie Mercedes-Benz oder BMW bremst, sind die Kunden von Ferrari oder Lamborghini dagegen immun. „Es gibt heute viel mehr reiche Leute als vor 15 Jahren, die sich so ein Auto leisten können und wollen“, sagt Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann. Sie suchten das Besondere. Bei einem Lamborghini gehe es um mehr als Leistungsdaten. „Das sind Emotionen.“ Ferrari und Lamborghini beschränken bewusst die Stückzahlen und verkaufen lieber ein Auto weniger als es der Markt verlangt – um die Exklusivität zu wahren. Bloomberg Intelligence gibt den Bruttoertrag pro Auto bei Ferrari mit 17.000 Dollar an.
Sonderserien
Die beiden Sportwagenproduzenten haben eine weitere Waffe, die andere Produzenten nicht einsetzen können. Neben den „normalen“ Modellreihen, bieten sie limitierte und personalisierte Sonderserien an, die einen bedeutenden Gewinnbeitrag leisten. Diese Baureihen tragen bei Ferrari knapp 20% zu den Verkäufen bei. Bei Lamborghini steuerte 2023 allein das Countach-Sondermodell mit 112 Fahrzeugen 10% zum Umsatz bei. Der Ertragsanteil war noch höher.