Fidelity zieht die Zügel an
swa Frankfurt
– Fidelity macht Druck in den Themen Klimawandel und Geschlechtervielfalt. Der Vermögensverwalter verschärft in diesen Punkten seine Guidelines zur Abstimmung auf Hauptversammlungen, um die Firmen in seinem Portfolio in die Pflicht zu nehmen. „Wir bei Fidelity sind überzeugt, dass die Ausübung unserer Eigentumsrechte durch die Stimmabgabe auf Hauptversammlungen eine grundlegende Verantwortung gegenüber den Aktionären darstellt“, sagt Jenn-Hui Tan, Global Head of Stewardship and Sustainable Investing. Die Abstimmungsgrundsätze und -leitlinien für nachhaltiges Investieren von Fidelity decken den Angaben zufolge zwölf Themen ab, die auf zentrale ESG-Bereiche (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) fokussieren.
Fidelity, die global ein Vermögen von 787 Mrd. Dollar verwaltet, betont wie andere Assetmanager, dass sie auch unter Renditeaspekten die nachhaltige Transformation der Unternehmen für notwendig erachtet. Der Klimawandel wird dabei als „eines der größten Risiken oder sogar das größte Risiko für die langfristige Rentabilität und Nachhaltigkeit von Unternehmen“ eingestuft.
Fidelity erwarte von ihren Portfoliounternehmen, dass sie „Maßnahmen zur Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels und Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen ergreifen“ sowie „Emissionen, Zielvorgaben, Risikomanagement und -überwachung konkret und angemessen offenlegen“. Von 2022 an werde die Fondsgesellschaft bei Konzernen, die ihre Mindesterwartungen nicht erfüllen, auf den Aktionärstreffen gegen die Unternehmensführung stimmen. Fidelity setze sich gemeinsam mit anderen Unternehmen in der Net Zero Asset Managers Initiative dafür ein, den Übergang zu globalen Netto-null-Emissionen zu unterstützen.
„Wir erwarten von unseren Portfoliounternehmen, dass sie das Gleiche tun und über Leitlinien zur Verringerung von Kohlenstoff- und anderen Treibhausgasemissionen verfügen. Dazu gehören die Festlegung und Berichterstattung über ehrgeizige Ziele, die sich am UN-Klimaabkommen von Paris orientieren, inklusive einer Strategie für Netto-null-Emissionen“, erklärt Tan.
Nachjustiert wird auch beim Thema Diversity in Führungsgremien. Hier bescheinigt Fidelity zwar Fortschritte in einigen Ländern, doch es müsse noch mehr getan werden. Es gebe noch viele Unternehmen, in denen ausschließlich Männer in den Chefetagen sitzen. Fidelity will auch hier auf die Tube drücken und droht an, bei Unternehmen in den meisten Industrieländern, die keine Frauenquote von mindestens 30% im Board erreichen, gegen die Unternehmensleitung zu stimmen. In Märkten, in denen sich Standards zur Diversität noch entwickelten, werde zunächst eine Quote von 15% angepeilt.
Über das Gesetz hinaus
Für Deutschland, wo Fidelity ein Kundenvermögen von 59 Mrd. Euro betreut, gehe die Fondsgesellschaft in den neuen Leitlinien über die geltende 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte hinaus: „Auch auf kleine und mittlere Firmen mit unter 2000 Mitarbeitern, die bislang von der gesetzlichen Regelung ausgenommen sind, wird die neue Politik angewandt“, heißt es. „Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass Organisationen, die Vielfalt fördern, produktiver sind und bessere Leistungen erbringen“, resümiert Paras Anand, CIO Asia Pacific von Fidelity.