Finanzinvestor Ardian investiert in europäische Chips
Finanzinvestor Ardian investiert in europäische Chips
Spezieller Private-Equity-Fonds für Halbleiterinvestments erwirbt französisches Unternehmen Ion Beam Services
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Auch wenn die Chiphersteller Wolfspeed und Intel ihre Fabrikbauten in Deutschland hinausschieben – der Finanzinvestor Ardian lässt sich davon nicht abschrecken. Der französische Private-Equity-Riese investiert erstmals aus seinem neuen und bald milliardenschweren Fonds mit speziellem Fokus auf die europäische Halbleiterindustrie. Die Ardian Semiconductor Plattform übernimmt den kleinen französischen Halbleiterausrüster IBS (Ion Beam Services), der sich auf wachstumsstarke Spezialsegmente des Halbleitermarktes im Bereich Energie spezialisiert hat. Das will der Finanzinvestor, der insgesamt fast 170 Mrd. Euro an Vermögen verwaltet und damit eines der Schwergewichte der Branche in Europa ist, an diesem Donnerstag bekannt geben.
Finanzielle Details zu IBS werden nicht preisgegeben. Aber nach Informationen aus Finanzkreisen ist die 1987 gegründete Chip-Firma profitabel und erzielt einen niedrigen zweistelligen Millionenumsatz mit einer zweistelligen Marge. Ardian Semiconductor erwirbt das Unternehmen vom Gründer Laurent Roux, der in den Ruhestand geht und durch einen neuen CEO abgelöst werden soll. Der spezialisierte Chip-Fonds von Ardian – der erste dieser Art – hat gerade das erste Closing mit einem Volumen von mehr als 320 Mill. Euro vollzogen und ist zuversichtlich, dass das Fondsziel von 1 Mrd. Euro erreicht wird. Investiert werden soll in insgesamt zehn bis 15 Halbleiterfirmen. Das Fundraising war schon vor einem Jahr gestartet worden und soll bis Anfang 2026 mit dem Final Closing abgeschlossen werden.
1987 gegründet
IBS wurde 1987 gegründet und hat seinen Sitz in Frankreich. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Ionenimplantation, einen grundlegenden Schritt im Halbleiter-Front-End-Herstellungsprozess. Prognosen zufolge wird sich die Größe der Halbleiter-Branche in diesem Jahrzehnt verdoppeln und nach 600 Mrd. Dollar in diesem Jahr bis 2030 einen Wert von 1 Bill. Dollar erreichen, angetrieben durch starke Megatrends wie künstliche Intelligenz.
Unterstützt durch ein reichhaltiges Ökosystem von Forschungszentren sowie staatliche Förderprogramme wie den 43 Mrd. Euro schweren European Chips Act sei Europa gut aufgestellt, um die nächste Welle der Halbleiterinnovation voranzutreiben.
Ex-Infineon-Manager an Bord
Ardian Semiconductor wurde 2023 als Private-Equity-Investitionsplattform in Partnerschaft mit der Beraterfirma Silian Partners gegründet. Silian Partners vereint ein Team von vier hochkarätigen, ehemaligen Halbleitermanagern, darunter Ex-Infineon-Marketing-Vorstand Helmut Gassel. „Die Verzögerung der Fabrikbauten von Wolfspeed im Saarland und Intel in Magdeburg ist kein grundsätzlicher Rückschlag für die Branche“, sagt Gassel im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Es gibt eben Zyklen mit mal langsamerem und mal schnellerem Wachstum.“ Halbleiter seien und blieben Schlüsseltechnologien.
Das wurde in Europa erkannt, und die hiesige Förderpolitik sollte nun nach Ansicht von Gassel für ein Level Playing Field sorgen. „Der August 2024 war laut Daten der Semiconductor Industry Association ein Monat mit einem Rekordumsatz für Halbleiter“, betont Gassel. „Nur hat sich in der E-Mobilität das Wachstum verlangsamt.“
Qatar mit von der Partie
Zu den Investoren des Ardian-Chip-Fonds zählt auch die Qatar Investment Authority. „Einige unserer Investoren wollen zum Aufbau eines europäischen Ökosystems der Halbleiter-Produktion beitragen“, erklärt Gassel. „Aber keine einzelne Region kann autonom Halbleiter herstellen. Wir sind wechselseitig voneinander abhängig. Wir übernehmen typischerweise die Mehrheit bei den Firmen. Denn wir suchen strategischen Einfluss.“ Das Fundraising-Umfeld sei nicht so einfach. „Aber der Halbleiter-Markt wächst im Durchschnitt jährlich um 10%. Wir sind schon mit zwei weiteren Firmen im Gespräch über eine Übernahme.“