Luftfahrtindustrie

Flugzeugbauer Dassault leidet unter Problemen der Zulieferer

Dassault Aviation hat 2023 aufgrund von Schwierigkeiten der Zulieferer weniger Jets ausgeliefert als geplant. Die Probleme könnten andauern. Der Flugzeugbauer sieht sich durch die Taxonomie benachteiligt und geht deshalb gegen Brüssel vor.

Flugzeugbauer Dassault leidet unter Problemen der Zulieferer

Dassault leidet unter Problemen der Zulieferer

Flugzeugbauer hat im vergangenen Jahr weniger ausgeliefert als geplant – Schwierigkeiten der Lieferkette könnten anhalten

wü Paris

Probleme mit der Lieferkette haben den französischen Flugzeugbauer Dassault Aviation in turbulentere Gefilde fliegen lassen. Er hat deshalb im vergangenen Jahr weniger Flugzeuge ausliefern können als geplant. Ob und wann die Zulieferer ihre Lieferprobleme in den Griff bekommen, wird auch entscheidend dafür sein, wie die geplante Hochfuhr der Produktion des Rafale-Kampfjets verläuft. Sie soll Ende des Jahres von derzeit zwei Exemplaren auf drei pro Monat steigen.

"Die Lieferkette hat uns stark benachteiligt", erklärte Dassault-Chef Eric Trappier während einer Pressekonferenz. Das habe vor allem die Produktion am Standort Mérignac bei Bordeaux destabilisiert, was sich auf die Auslieferungen ausgewirkt hat. Statt 15 Rafale-Kampfjets hat Dassault deshalb im vergangenen Jahr nur 13 ausgeliefert.

Bei den Falcon-Businessjets verfehlte der Flugzeugbauer sein Auslieferungsziel noch deutlicher, da er statt 35 Exemplaren wie geplant nur 26 an Kunden übergeben konnte. Das lag auch daran, dass die Indienststellung des neuen Modells Falcon 6X wegen Anpassungen nach der im Sommer erfolgten Zulassung durch die europäischen und amerikanischen Aufsichtsbehörden erst im November erfolgte.

Auftragsbestand erhöht sich

Die niedrigeren Auslieferungen haben beim Umsatz deutliche Spuren hinterlassen. Er ist von 6,95 Mrd. Euro 2022 auf 4,8 Mrd. Euro eingebrochen. Das operative Ergebnis verringerte sich von 591 Mill. Euro auf 349 Mill. Euro. Das Nettoergebnis ging von 716 Mill. Euro auf 693 Mill. Euro zurück. Dagegen verbesserte sich das bereinigte Nettoergebnis um 56 Mill. Euro auf 886 Mill. Euro.

Der Auftragsbestand wiederum legte um gut 3 Mrd. Euro auf 38,5 Mrd. Euro zu, nachdem Dassault letztes Jahr Aufträge für 60 weitere Rafale-Kampfjets und 23 Falcon-Businessjets einfliegen konnte. Allerdings hatte der Flugzeugbauer 2022 Aufträge für 92 Rafales und 64 Falcons verbucht. Für das laufende Jahr gibt Dassault nun nicht mehr wie vorher Auslieferungsziele, sondern eine Umsatzprognose an. So rechnet Konzernchef Trappier mit einem Umsatz von 6 Mrd. Euro, was ungefähr 35 Falcon-Businessjets und 20 Rafales entspricht.

Für den Kampfjet liegen Dassault mittlerweile fast 500 Bestellungen vor. Und es könnten weitere dazukommen. "Unsere Produktion für die nächsten zehn Jahre ist gesichert", sagt Trappier. Von dem Rafale-Boom profitiert auch der Rüstungselektronik- und Avionik-Spezialist Thales, an dem Dassault mit rund 25% beteiligt ist. Thales steuert rund 25% zu dem Kampfjet bei.

Trappier geht davon aus, dass die Probleme der Lieferkette noch nicht beendet sind. "Das Risiko könnte anhalten", erklärte er. "Wir versuchen, uns entsprechend zu organisieren." Es gäbe immer mehr kleine Zulieferer, die Probleme hätten, aber auch große. "Das wird uns das Leben erschweren." Vor allem europäische und französische Produzenten von Flugzeugstrukturkomponenten kämpfen seinen Angaben zufolge mit Problemen. Triebwerkshersteller auch, doch bisher liefern sie nach Angaben Trappiers.

Klage gegen Brüssel

Dassault versucht strauchelnden Zulieferern zu helfen, indem das Unternehmen beispielsweise Vorschüsse zahlt oder Mitarbeiter entsendet. Auch beteiligt sich der Flugzeugbauer genau wie Airbus an speziellen Fonds zu ihrer Unterstützung. "Wir sind weniger im Hinblick auf die Rafale beunruhigt, wo die Verspätungen minimal sind", sagt Trappier. "Aber die Situation für die Falcon-Businessjets ist schwieriger." Für diese hat sich der Markt nach der Euphorie, die er im Zuge von Covid erlebt hat, wieder beruhigt.

Trappier hat jetzt auch bestätigt, dass Dassault gegen die EU-Kommission klagt, weil Businessjets im Gegensatz zur Zivilluftfahrt von der Taxonomie ausgeschlossen sind. Die Geschäftsluftfahrt komme bei der Dekarbonisierung schneller voran als die kommerzielle Luftfahrt, argumentiert er. "Warum fällt man unter die Taxonomie, wenn man mit SAF (Sustainable Aviation Fuel) fliegt, aber nicht, wenn man Flugzeuge baut, die damit fliegen können?"

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